Ken Grimwood Meisterwerke der Science Fiction
Replay - Das zweite Spiel
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»Replay - Das zweite Spiel« (Meisterwerke der Science Fiction) von Ken Grimwood
Jeff Winston stirbt an einem Herzinfarkt, als er mit seiner Frau Linda telefoniert – und wacht im Jahre 1963 wieder auf, in seinem ersten Uni-Semester vor fünfundzwanzig Jahren. Doch statt die langweiligen Kurse zu wiederholen und sein unbefriedigendes Leben zu wiederholen, akzeptiert er diese merkwürdige Tatsache bald notgedrungen und macht das Beste daraus – zunächst einmal nutzt er sein Wissen von der Zukunft, um seine Finanzen aufzubessern. Mit wenigen Wetten wird er zum Millionär und gründet seine eigene Investmentfirma, nur um wieder zu genau demselben Augenblick an einer Herzattacke zu sterben. Jeff verharrt lange Zeit in einer unreifen Phase, in der alle Energie in Reichtum und Befriedigung seiner sexuellen Wünsche investiert, bevor er sein Glück in einer Familie findet. Doch die geliebten Menschen und alles Erreichte immer wieder aufs Neue verlieren zu müssen, stürzt ihn zunehmend in Verzweiflung und Depression. Zumal Jeff nicht weiß, ob diese Wiederholungen jemals enden werden.
Meinung
Der Wunsch, sein Leben noch einmal leben zu können, um alles besser machen zu können, ist sicher so alt wie die Menschheit, darum sprach mich das Thema des Romans sofort an. Jeff kann nicht nur verschiedenste Lebensentwürfe umsetzen, er kann auch mit dem Wissen von der Zukunft einsetzen, sich und anderen zu helfen. Bei Ken Grimwood geht es einerseits darum, ob ein Neustart uns persönlich überhaupt nützen würde, andererseits um die psychologischen Auswirkungen eines Lebens, das immer wieder zurückgespult wird.
Obgleich man ohne Umschweife in die Handlung katapultiert wird – Jeff stirbt schon im ersten Satz – ist man schnell von dem Geschehen absorbiert. Ganze Menschenleben werden auf diesen 400 Seiten erzählt, und auch wenn später mehrere Jahre in einigen Sätzen erzählt werden, bleibt die Spannung und Intensität des Erzählten immer konstant.
Man verschmilzt sehr schnell mit Jeffs Perspektive und verfolgt gebannt, wie er von einem Leben ins andere wandert und dabei vom höchsten Glück in tiefste Verzweiflung stürzt. Der Gedanke, auch den Lauf der Geschichte zum Besseren zu wenden, scheitert tragisch: Nachdem er Lee Oswald an der Ermordung Kennedys gehindert hat, übernimmt ein anderer Attentäter die Rolle. Alle Bemühungen, Gutes zu tun, zeigen nur, wie unvorhersehbar und unveränderbar das Weltgeschehen für den Einzelnen ist.
Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, warum diese Replays geschehen, und die möglichen Antworten sind so faszinierend wie verstörend: grausame Aliens, Gott, ein Kreislauf der Wiedergeburten, bis die Menschheit erlöst ist?
Es geht immer wieder darum, wie der Mensch mit so viel Verlust und Traurigkeit fertig wird, was der Sinn bei all dem sein könnte. Als Leser erfährt man eine regelrechte Katharsis, da all das Leid auch immer wieder durch Freude aufgewogen wird.
Der Roman macht immer wieder nachdenklich und nimmt den Leser auf eine Reise mit, nach der man sich fühlt, als wäre man selbst mehrmals gestorben und wiedergeboren worden und ein Stückchen weiser geworden.
Fazit
Für mich ein echtes Meisterwerk, packend geschrieben und tiefgründig. Definitiv ein Buch, zu dem man zurückkehren möchte.
Warnung
Das Vorwort unbedingt als Nachwort behandeln! Spoiler en masse!