Robert Silverberg Die Majipoor Chroniken 1
Lord Valentine
Buchlisten
»Lord Valentine« (Die Majipoor Chroniken 1) von Robert Silverberg
Der Mantikore-Verlag bringt vor allem Rollenspielbücher heraus, allen voran die Einsamer-Wolf-Saga. „Lord Valentine“, der erste Band der Majipoor-Chroniken, enthält sechs Bücher und dürfte nicht nur als Lesefutter für Begeisterte kreativer Fantasy-Welten, sondern auch als Anregung für Rollenspiele gut geeignet sein. Denn die Welt Majipoor sprüht geradezu vor wundersamen Rassen, zauberhaften Städten und reicher Kulturgeschichte. Majipoor ist eine Welt die aus vier Kontinenten besteht, bevölkert von Menschen, vierarmigen Skandar, mit Tentakeln ausgestatteten Vroon, Gestaltwandlern und vielen mehr.
Regiert wird diese friedliche Welt von Koronalen, die nach dem Tod des Vorgängers deren Stelle als Pontifex übernehmen. Daneben verfügen die Mutter, die Dame der Insel des Schlafs und der strenge König der Träume über erheblichen Einfluss, denn sie verfügen über die Macht der Träume.
Die Geschichte kreist um Valentine, eigentlich Lord Valentine, der seine hohe Stellung durch Verrat und Zauber betrogen und nun seines Gedächtnis beraubt. Doch frei von allen Sorgen und Verantwortungen, findet er bald neue Freunde sowie eine Anstellung als Jongleur bei einer Wandergruppe. Die schöne Carabella, Graupel, und der hitzköpfige Skandar Zalzan Kavol wachsen ihm so sehr ans Herz, dass er dort am liebsten für immer bleiben würde. Doch nachts verfolgen ihn schreckliche Albträume über seine wahre Identität, geschickt von der Dame der Träume. Seine wahre Identität lässt sich nicht lange verbergen. Sodann beginnt der Kampf um das, was ihm zusteht, eine Reise quer über die Kontinente. Ziel ist die Insel der Dame der Träume, die manche Pilger ihr ganzes Leben nicht zu Gesicht bekommen.
Die Stärke dieses Science-Fiction/Fantasy-Klassikers liegt eindeutig mehr in der Beschreibung der Welt als in den Figuren und der Handlung. Das, was auf über 500 Seiten geschieht, ist recht simpel und schnell erzählt, wird jedoch in langsamem Tempo erzählt. Hin und wieder hat der Autor die Angewohnheit, innere Gedankengänge mehrfach zu beschreiben, was man sich sicher hätte sparen können.
Der Protagonist Valentine erscheint zunächst wie eine weiße Leinwand, da er nichts über die Welt um sich herum oder seine eigene Vergangenheit weiß. Im Laufe der Handlung erinnert er sich bzw. lernt mehr und mehr dazu und findet in seine alte Rolle als Herrscher zurück. Eins bleibt dabei gleich: er verhält sich immer moralisch richtig, versucht Gewalt zu vermeiden und seine Macht nie zu missbrauchen. Das mutet stellenweise an, als hätte man eine biblische Figur, einen Heiligen vor sich. Für mich ist zweifelhaft, ob solche Charaktere spannende Romanfiguren abgeben, denn schon bei Ralf Isaus „Jahrhundertkind“ wurde ich nie richtig mit dem Helden warm.
Die anderen Figuren nehmen vergleichsweise wenig Raum ein, man erfährt nur das Nötigste von ihnen. Teilweise begleiten den gestürzten Machthaber über ein Dutzend Menschen, scheinbar aus dem einzigen Grund als dass ein paar von ihnen sterben können und damit die Quote der Opfer erfüllen können, ohne dass es den Leser zu sehr schmerzt.
Fazit
Auch wenn die Geschichte an sich mehr wie ein Reiseführer wirkt und weniger bei Figuren und Spannung punkten kann, heben die interessanten Völker und liebevoll gezeichneten Landschaften den Roman auf 8 Sterne. Der Roman ist zwar in sich abgeschlossen, doch das Ende macht neugierig auf die Fortsetzungen.