Rachel Hartman Serafina 2
Die Schattendrachen erheben sich
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»Die Schattendrachen erheben sich« (Serafina 2) von Rachel Hartman
Handlung
Nachdem ihre Identität aufgedeckt wurde, macht sich die Musikerin Serafina im zweiten und finalen Band auf die Suche nach den anderen Halbdrachen. Einerseits, weil sie diese wie eine Familie zusammenbringen möchte, andererseits, um Verbündete für die Verteidigung des Königreichs gegen die Drachen zu finden. Dabei sollen auch die Nachbarländer als Verbündete gewonnen werden.
Die Suche nach den unterschiedlichen Halbdrachen geht zunächst gut voran, doch dann trifft sie auf Jannoula, eine Frau mit schrecklichen Kräften, welche nur vordergründig auf ihrer Seite steht. Kann Serafina unter diesen Umständen ihr Land beschützen und sich ihrer Gegenspielerin erwehren, bevor es zu spät ist?
Meinung
Der erste Band hat mich damals regelrecht verzaubert, denn er spann mit Feingefühl und einer eigenen Erzählweise eine Geschichte um Musik, fantastische Wesen und eine besondere junge Frau. Trotz eines Bemühens um Unvoreingenommenheit ist der Gesamteindruck hier leider, dass viel von den Stärken des ersten Bandes nicht mehr durchkommen.
Zunächst das Positive: auch hier geht es um die Eigenheiten verschiedener Spezies, um interessante Persönlichkeiten und Beziehungsgeflechte. Die Welt Serafinas mit ihren Sprachen, Rassen und nationalen Eigenheiten wird ausgebaut.
Über weite Strecken begleiten wir die Protagonistin auf der Suche nach weiteren Halbdrachen durch verschiedene Länder. Wir lernen wiederholt markant beschriebene Halbdrachen kennen, die aber recht schnell in den Hintergrund rücken. Die Handlung geht dann über in den Konflikt mit Jannoula und das Kriegsgeschehen. Das Wort Konflikt könnte man auch ersetzen durch „Feldzug“ oder „Tyrannei“. Denn Serafina stellt sich ihr weder aktiv entgegen, noch erforscht sie die Geschehnisse in ihrem Garten, sodass die Gegenspielerin scheinbar leichtes Spiel hat. Ihr beobachtendes und überaus moralisches Verhalten stellt die Geduld der Leser auf eine harte Probe. Außerdem steht es der Empathie mit der Heldin im Wege, denn Serafina scheint geradezu unmenschlich mitfühlend, was bei mir zu Ungeduld und Unverständnis führte.
Verschiedene Handlungsbögen sind nichts Schlimmes, aber hier wirken sie, als würde zu viel in ein Buch gepackt. Weder die zahlreichen neuen Figuren, noch der Krieg werden durchgängig und gründlich thematisiert. Merkwürdig ist beispielsweise die doppelte Motivation Serafinas: einerseits möchte sie die Halbdrachen vereinen, andererseits ist sie in militärischer Mission unterwegs. Auf der einen Seite geht es um einen Drachenkrieg, dann wieder um den Garten Serafinas und die Geschichte Jannoulas.
Den Verbündeten und Halbdrachen wird nur kurz Aufmerksamkeit geschenkt, sie sind keine Figuren, die einem ans Herz wachsen. Auch die Beziehung zwischen Serafina, dem Prinzen und der Prinzessin bleibt Nebenschauplatz. Die Handlungsstränge werden zwar zu Ende gebracht, jedoch nicht auf zufriedenstellende Art. Dies liegt wahrscheinlich an der Fülle an Personen, Schauplätzen und Konflikten. Ich hätte mir gewünscht, dass die Halbdrachen ihre Fähigkeiten und Persönlichkeiten zeigen und ausbauen können, dass man sie besser kennenlernt. Vielleicht wäre weniger mehr gewesen.
Fazit
Rachel Hartman hat zwar einen soliden Roman mit einigen faszinierenden Figuren geschrieben, doch dieser kann nicht mit der magischen Stimmung des ersten Bandes mithalten. Die Heldin ist weitgehend passiv gegenüber einer übermächtigen Feindin, die Halbdrachen bekommen wenig Raum, Liebe und Musik werden nur am Rande erwähnt.
Doch Fans können sich freuen: einem Interview zufolge werden wir noch mehr von Seraphina und Co. hören.