Virginia Boecker Witch Hunter 1
Witch Hunter
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»Witch Hunter« (Witch Hunter 1) von Virginia Boecker
Düstere Zeiten sind in Anglia angebrochen, seit König Malcolm vor drei Jahren den Thron bestiegen hat. Jede Form der Magie und Hexerei sind verboten, schon das Besitzen von Kräutern kann einen auf den Scheiterhaufen bringen. Verbrennungen von Hexen und Hexenmeistern sind ein alltäglicher Anblick, seit Lord Blackwell vom König zum Inquisitor ernannt wurde und die Dreizehnte Tafel – die Gesetze gegen Hexerei – publik gemacht hat. Reformisten, die gegen das System rebellieren, werden schnell verurteilt, weggesperrt und verbrannt. Anstatt Aufstände einzudämmen, wird das Volk jedoch mit jeder Verurteilung unruhiger und beginnt, offen den König zu kritisieren.
Die 16-jährige Elizabeth Grey ist Hexenjägerin, und zwar eine der gefährlichsten in ganz Anglia. Zusammen mit ihrem besten Freund Caleb spürt sie verbotene Magie auf und überführt die Hexen und Zauberer ins Gefängnis. Sie ist von ihrer Aufgabe überzeugt, schließlich hat sie mit neun Jahren erleben müssen, wie die Pest – von Zauberern verursacht – ihre Eltern getötet hat. Doch dann wird sie des Besitzes von Kräutern überführt und selbst als Hexe in den Kerker gebracht, um auf dem Scheiterhaufen zu enden. Verzweifelt erkennt sie, dass Caleb sie nicht retten kommt. Kurz vor ihrer Verurteilung wird sie jedoch von Nicholas Perevil gerettet und zu ihm nach Hause gebracht.
Im Haus des Feindes, umgeben von Zauberern und Hexen, plant Elizabeth ihre Flucht – in der Hoffnung, von Blackwell begnadigt zu werden, wenn sie ihm das geheime Versteck von Nicholas verrät. Doch dann erfährt sie, dass sie inzwischen die meistgesuchte Verbrecherin Anglias ist. In ihrer Verzweiflung beschließt sie, Nicholas zu helfen, der sie braucht, um einen mächtigen Gegenstand ausfindig zu machen. Je mehr sie jedoch dem Zauberer und seinen Verbündeten hilft, desto mehr beginnt sie an ihren Überzeugungen zu zweifeln. Und sie stellt fest, dass man Freunde in den unwahrscheinlichsten Situationen gewinnen kann – genauso wie frühere Freunde zu Feinden werden können.
Kommentar:
„Witch Hunter“ spielt im Jahr 1558 in einer Welt, die England zur Zeit des Mittelalters und der Hexenverfolgungen sehr ähnlich ist. Allerdings existiert hier echte Magie, es gibt Wiedergänger, Ghoule und andere Geschöpfe, Zaubersprüche und Flüche. Man merkt der Autorin an, dass sie viel über diese Zeit und die Hexerei recherchiert hat. In Nebensätzen werden immer wieder kurze Informationen über Symbole, Alchemie, Zauberei oder Kräuter eingeflochten. Insgesamt ist der Autorin die Handlung allerdings wichtiger, sodass sie sich nicht in langatmigen Erklärungen oder Details verliert. Das empfand ich als angenehm, da das Tempo der Geschichte dadurch hoch war und zum Ende noch einmal gesteigert wurde. Ich habe das Buch dann auch mehr oder weniger am Stück durchgelesen.
Etwas unglaubwürdig wirkte für mich die Beschreibung von Elizabeth, die als 16-jähriges, eher zierliches Mädchen zu den gefährlichsten Hexenjägerinnen ihrer Zeit gehört und mal eben so mehrere erwachsene Männer ausschalten kann. Sie wirkt oft auch älter als sie ist, wenn sie zum Beispiel den Tag im Pub verbringt und wie selbstverständlich mehrere Becher Ale trinkt. Allerdings waren die Menschen im Mittelalter früher erwachsen als heutzutage, daher war das vielleicht ein ganz normales Verhalten zu der damaligen Zeit. Hinzu kommt, dass ich mich anfangs mit dem Charakter schwer getan habe. Elizabeth war mir zu überheblich, engstirnig und kühl, sie hat Menschen nicht differenziert betrachtet, sondern die Welt in Gut und Böse eingeteilt, wobei alle Hexen und Zauberer für sie „böse“ waren, auch wenn sie zum Beispiel Kräuter zum Heilen verwendeten. Insgesamt war sie anfangs sehr eindimensional beschrieben und hat erst mit der Zeit einen eigenen Charakter entwickelt. Da fiel es mir dann auch leichter, sie zu mögen. Dagegen mochte ich die Gruppe um Nicholas Perevil sofort.
Die Grundidee hinter der Geschichte ist nicht neu – die „Bösen“ sind doch nicht das, was sie scheinen, ein gemeinsamer Gegner wird erkannt und der Kampf aufgenommen –, aber die Idee, das Geschehen zur Zeit der Hexenverbrennungen anzusiedeln, hat mir gut gefallen. Der eigentliche Bösewicht hatte dann auch genau das richtige Maß an Bosheit und Grausamkeit, wie es sich gehört. Die Handlung um den gesuchten Gegenstand hat mir sehr gut gefallen und war gut durchdacht. Auch wenn dieser Handlungsbogen abgeschlossen ist, ist das Ende trotz allem offen und ich freue mich schon auf den nächsten Band, der Ende dieses Jahres erscheinen soll.
Ich muss an dieser Stelle auch die Aufmachung des Buches lobend erwähnen. Der Schutzumschlag ist zwar nicht unbedingt herausragend, aber schön gestaltet. Daneben ist aber auch das eigentliche Buch sehr schön aufgemacht, nicht nur am Buchrücken, sondern auch das Cover vorne ist mit einem Schlüssel in Prägedruck verziert. Das findet man eher selten; die meisten Leser gucken wahrscheinlich auch gar nicht nach, was unter dem Schutzumschlag versteckt sein mag. Ich finde es allerdings immer wieder schön, solche Kleinigkeiten zu entdecken, zeigt das doch, dass sich ein Verlag Mühe gibt. Ebenso hat das Lektorat gute Arbeit geleistet, im Gegensatz zu inzwischen leider vielen anderen Übersetzungen bin ich nicht über Schreib- oder Grammatikfehler gestolpert – oder sie waren so gut versteckt, dass ich sie überlesen habe.
Fazit:
Spannende und temporeiche Geschichte mit einer anfangs sperrigen Protagonistin. Wer Jugendbücher und Geschichten mag, die zu Zeiten der Hexenverfolgungen spielen, wird dieses Buch sicherlich genauso verschlingen wie ich.