Pierre Grimbert Die Saga von Licht und Schatten 2
Der Ruf des Drachen
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»Der Ruf des Drachen« (Die Saga von Licht und Schatten 2) von Pierre Grimbert
Der Verräter in Zauberranke wurde besiegt und der Angriff der Chimären vorerst zurückgedrängt. Doch der Preis ist hoch: Viele Schüler und Weltwanderer haben dabei ihr Leben verloren, viele andere sind verletzt. Während die Aufräumarbeiten beginnen, Tote beklagt und Orden an die Lebenden verliehen werden, machen sich der Weltwanderer und Messerschleifer Radjaniel und der Oberste Hüter Arold auf, um weitere Verräter in Zauberranke zu finden und deren Motive zu ergründen.
Radjaniels Schüler lernen währenddessen mehr über ihre Fähigkeiten und ergründen eigene Geheimnisse. Während Dælfine lernen muss, mit ihrer Blindheit zu leben und in Radjaniels Werkstatt hilft, werden Nobiane, Jona, Gess und Berris anderen Lehrern zugewiesen und müssen beweisen, dass sie mehr können, als alle glauben.
Jona nutzt die Zeit, um mehr über seine Vergangenheit zu erfahren. Magister Denilius, der in ihn den Sohn einer Weltwanderin erkannt hat, hilft ihm dabei. Aber viele Fragen bleiben ungeklärt. Wer war Jonas Großmutter? Und wer waren die geheimnisvollen Tuchwanderer, über die niemand mit ihm sprechen möchte?
In der Zwischenzeit ist Weltwanderer Vargai ein Gefangener von Tannakis , einem Weltwanderer und ehemaligen Lehrer in Zauberranke, der seine eigene Schule gegründet hat. Vordergründig hilft er, Chimären lebend zu fangen, in Wirklichkeit versucht er aber, mehr über die Beweggründe Tannakis' herauszufinden, einen Fluchtweg zu finden und seinen Schüler Vohn zu retten.
Kommentar:
„Der Ruf des Drachen“ ist der zweite Teil der Saga von Licht und Schatten. Das Buch setzt nahtlos da an, wo Teil 1 aufgehört hat, ohne sich lange mit Wiederholungen aufzuhalten. Da ich die beiden Teile direkt hintereinander gelesen habe, empfand ich das als wohltuend, da es mich oft stört, wenn zuerst seitenweise die Geschichte des vorherigen Bandes zusammengefasst wird.
Während der erste Teil hauptsächlich aus der Sicht der Schüler erzählt wird , wechseln in diesem Band die Geschichten der Weltwanderer und Schüler miteinander ab. Die Charaktere gewinnen an Eigenständigkeit. So hat jeder der Schüler gewisse Stärken und Schwächen und eine eigene Persönlichkeit. Das macht das Buch interessant, führte aber auch dazu, dass es Kapitel gab, die mir wesentlich besser gefallen haben als andere, da mir nicht alle Charaktere sympathisch waren. Der Schüler Jona, dem anscheinend eine Schlüsselrolle zukommt, gehörte zum Beispiel zu den Charakteren, mit denen ich nicht warm wurde. Auch wenn ich die Geheimnisse, die seine Herkunft umgeben, sehr spannend finde, habe ich für seine Geschichte nichts empfinden können, ich fand ihn als Person eher anstrengend. Bei anderen, wie Dælfine, habe ich regelrecht mitgelitten.
Einige der Geheimnisse aus dem ersten Band werden aufgelöst , der Leser erfährt mehr über die Welt hinter dem Schleier, die Chimären, die Hintergründe des Angriffs auf Zauberranke und die Pläne der Verräter. Anderes ist immer noch unklar, sodass ich schon gespannt auf den nächsten Teil warte.
Die Sprache und der Aufbau der Welt sind wie im ersten Teil eher einfach gehalten, die Charaktere sind allerdings liebevoll gezeichnet. Während der erste Teil für mich klar eine jugendliche Zielgruppe vor Augen hatte, bin ich mir bei diesem Band nicht mehr ganz so sicher, da diesmal auch viel aus der Sicht der erwachsenen Weltwanderer erzählt wird.
Leider braucht das Buch sehr lange, bis es Fahrt aufnimmt. In der ersten Hälfte plätschert die Geschichte vor sich hin, streckenweise fand ich es etwas zäh und langweilig. Erst zur Mitte des Buches wird es spannender und zum Schluss hin fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Wenn der erste Band einer Reihe Zeit braucht, Fahrt aufzunehmen, kann ich das akzeptieren, da oftmals die Charaktere erst vorgestellt werden. Aber bei einem zweiten Teil habe ich von Anfang an mehr erwartet. Das ist etwas schade und ich hoffe, der nächste Teil beginnt gleich mit mehr Spannung und Tempo.
Mir ist auch aufgefallen, dass in dem Buch relativ viele Rechtschreibfehler auftauchen oder auch einzelne Buchstaben fehlen. Da hätte das Lektorat etwas mehr Sorgfalt walten lassen können.
Fazit:
Das Buch beginnt dort, wo der erste Band aufgehört hat und sollte daher unbedingt nach Teil 1 gelesen werden. Es ist ein typischer Mittelband, der einige Handlungsfäden auflöst, aber andere Geheimnisse offen lässt, während neue Fragen hinzukommen. Wem der erste Band gefallen hat, wird auch mit diesem Buch seinen Spaß haben, auch wenn die Geschichte anfangs etwas langsam vorankommt. Mir persönlich hat der erste Teil etwas besser gefallen, aber ich möchte auf jeden Fall wissen, wie es weitergeht.