Nina Blazon
Silfur - Die Nacht der silbernen Augen
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»Silfur - Die Nacht der silbernen Augen« von Nina Blazon
Fabio und sein jüngerer Bruder Tom machen mit ihren Eltern Urlaub in Island, dem Land der Elfen und verzauberten Landschaften, der Vulkane und grünen Hügel. Sie leben dort im Haus von Björg und ihrer Tochter Elin. Fabio leidet darunter, dass er sehr klein gewachsen ist. Selbst sein jüngerer Bruder ist schon so groß wie er. In der Klasse ist er daher ein Außenseiter. Genauso schlimm ist es, dass Tom in allem besser ist, schneller im Sport und in der Schule sowieso. Zum Glück ist Tom auch großzügig und freundlich und somit sein bester Kumpel. Damit Fabio nicht ständig an seine nicht vorhandene Größe erinnert wird, flüchtet er sich in seine Online-Welt, als heldenhafter Elf in einem Rollenspiel blüht er auf.
In Island angekommen, passieren Fabio plötzlich seltsame Sachen. Libellen beobachten und verfolgen ihn, außerdem sieht er einen Jungen mit Wolfskopf-Mütze und ein Mädchen, die sonst niemand sehen oder hören kann. Neugierig geworden, beobachtet er die zwei und besucht heimlich ein Treffen der beiden mit deren Freunden. Als er die Wolfskopf-Mütze genauer untersucht und aufsetzt, landet er plötzlich im Reich der Elfen und kann nur durch die Hilfe des Elfenmädchens Gull fliehen.
Von seinem neuen Freund Hansen erfährt Fabio, dass Elfen boshaft und rachsüchtig sind und Hansen vor Jahren verflucht haben. Seitdem leidet seine ganze Familie darunter. Fabio möchte Hansen helfen, den Fluch von ihm zu nehmen. Zusammen mit Elin und Tom fährt er zu Elins Verwandtschaft auf einen Reiterhof, der sich in der Nähe des Elfenreichs befindet. Dort ankommen, versucht er, die Elfen zu finden und den Fluch zu beenden. Leider halten diese aber gar nichts von den Menschen und versuchen mit allen Mitteln, Fabio zu vertreiben. Doch so leicht gibt dieser sich nicht geschlagen. Als dann auch noch Elin in Gefahr gerät, ist Fabio endgültig entschlossen, dem Treiben ein Ende zu setzen.
Kommentar:
Interessanterweise ist in „Silfur“ ein Junge der Protagonist, was man bei einem Buch über Elfen nicht unbedingt erwartet. Die Inhaltsangabe – eine Geschichte über Elfen, eine Reise auf den Reiterhof – schreckt Jungen vielleicht erst einmal ab, das Buch überhaupt in die Hand zu nehmen, aber die Geschichte ist für Mädchen und Jungen gleichermaßen geschrieben. Die Elfen sind nicht niedlich und süß, sondern werden zumindest anfangs als boshaft und rachsüchtig dargestellt. Der Reiterhof selbst nimmt dagegen nur eine kleine Nebenrolle ein, die Geschichte spielt die meiste Zeit in Reykjavik.
Fabio steht kurz vor seinem 13. Geburtstag und leidet darunter, dass er kleinwüchsig ist. Die Themen Ausgrenzung, Vorurteile und Anderssein ziehen sich durch das ganze Buch. Fabio muss lernen, dass seine äußere Größe nicht seine innere Größe ausmacht. Auch Elin hat keine wirklichen Freunde und das Gefühl, dass sie nirgendwo hingehört. Sie wirkt anfangs unsympathisch und boshaft, mit der Zeit stellt sich aber heraus, dass sie nur einsam ist und eine Schutzmauer um sich herum aufgebaut hat. Die Elfen haben sich vor langer Zeit von den Menschen abgegrenzt und betrachten diese misstrauisch und feindselig. Im Laufe des Buches lernt jeder auf seine Weise, welche Stärken er hat und dass man sich selbst so akzeptieren muss, wie man ist. Fabio wird es dadurch leicht gemacht, dass sein Bruder zu ihm steht, egal was passiert.
Ich hatte anfangs Probleme mit den Charakteren. Es hat sehr lange gedauert, bis ich mit ihnen warm geworden bin. Das ist mir zum Beispiel mit dem Buch „Lillesang“ von Nina Blazon, das für die gleiche Zielgruppe geschrieben wurde, nicht so gegangen. Daher hat mir Silfur nicht ganz so gut gefallen, auch wenn es trotzdem ein wunderschönes Buch ist, das in einer geheimnisvollen Welt spielt.
Auch der Sprachstil hat mich in diesem Buch nicht immer restlos überzeugt. Was mir gefallen hat, waren Bemerkungen in Bezug auf die Erwachsenen wie „das war das LÄCHELN“. Das konnte ich mir jedes Mal lebhaft vorstellen. Auf der anderen Seite hatte ich das Gefühl, dass sich einige Sätze oder Satzteile öfter wiederholten, es „verschob sich etwas“, „ wie Puzzlestückchen“ oder auch „wie Dominosteine klickte alles an seinen Platz“. Es waren zwar sehr treffende Beschreibungen, wie für Fabio nach und nach alles Sinn machte, aber auf Dauer fand ich es etwas ermüdend.
Das Ende ist mir persönlich etwas zu dick aufgetragen und zu rührselig gewesen, aber für ein Kinderbuch trotzdem passend. Die Auflösung fand ich jedenfalls sehr schön, auch wenn ich als Erwachsene vieles schon voraus geahnt hatte. Trotzdem hatte ich meinen Spaß mit dem Buch und konnte in die Welt Islands richtig schön eintauchen.
Für alle, die sich nicht allein auf ihre Fantasie verlassen möchten, hat die Autorin auf ihrer Homepage einige Bilder aus Island eingestellt, die verschiedene Häuser oder Sehenswürdigkeiten zeigen, die auch in dem Buch vorkommen. Ich fand die Bilder sehr schön, habe sie aber erst im Nachhinein betrachtet, auch, um mir die Orte beim Lesen erst einmal selbst vorstellen zu können.
Fazit:
Eine schöne Geschichte über Elfen, Freundschaften und Anderssein in Island, die auch von Jungs bedenkenlos gelesen werden kann. Ich persönlich fand „Lillesang“ von Nina Blazon zwar besser, aber auch dieses Buch hatte seine ganz eigene Magie, der ich mich nicht entziehen konnte.