Neal Stephenson
Corvus
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»Corvus« von Neal Stephenson
Mit seinem Tod vermacht der Milliardär Richard Forthrast seinen Körper einem Cryo-Unternehmen: Sein Körper soll so lange eingefroren werden, bis er gefahrlos wieder aufgetaut werden und erneut leben kann. Die Jahre ziehen ins Land und endlich scheint der Moment gekommen, dass Richard Forthrasts Gehirn - oder zumindest sein Bewusstsein - leben kann. Doch kann man ein auf Bits und Bytes basiertes Sein als Leben bezeichnen? Was macht das mit der Seele?
Ich habe mich auf das Buch von Neal Stephenson eingelassen, da die Geschichte spannend klang und mir das gedankliche Experiment dahinter zu sagte . Nicht gerechnet hatte ich mit den ganzen technischen Erklärungen, die für mich ermüdend und langatmig waren. Ich konnte es einfach nicht nachvollziehen oder gar verstehen. Deswegen gestaltete sich das Lesen für mich wie eine Achterbahnfahrt. Leider wurden die Auffahrten und geraden Strecken im Laufe des Buches für mich immer mehr, um bei dem Bild Achterbahn zu bleiben und die rasanten Abfahrten mit Adrenalinkick immer weniger.
Neal Stephenson schreibt sehr spannend und interessant und dann wieder technikverliebt. Während ich die eine Hälfte des Buches also genoss und es kaum zur Seite legen konnte, gab es wieder Passagen, die für mich deutlich kürzer hätten ausfallen können. Dabei finde ich die Idee, sein Bewusstsein in einen Computer zu transferieren durchaus spannend, auch wenn ich nicht weiß, ob es für mich in Frage käme; Unsterblichkeit hat doch eher etwas Unheimliches. Aber der Autor setzt dies durchdacht um.
Ich vermute, dass sich jeder von uns Gedanken um sein Leben nach dem Tod macht . Leben ist Energie und diese Energie kann nicht einfach verschwinden und aufhören zu existieren. Doch wohin geht das Bewusstsein? Oder vielmehr, gibt es ein Bewusstsein? Düsen wir mit Harfe auf eine weiße Wolke umher, kommt der Absturz in unsägliche Qualen, ist das Leben nach dem Tod wie unser jetziges nur endlos oder folgt etwas ganz anderes? Und in wie weit können wir Einfluss nehmen. Der Autor spielt mit dem Gedanken, das Sein in einen PC hochzuladen mit all den unbegrenzten Möglichkeiten, die das World Wide Web zu bieten hat. Die Entwicklung von Dodges Bewusstsein, der Wandel von Sein zu Bewusstsein fand ich spannend, wenn auch mal wieder sehr langatmig. Angst machte mir hingegen eine Passage, in der der Autor schildert, dass die Menschen eigentlich nur noch dafür leben, um den Toten zuzusehen und ihnen weitere Entwicklungsräume zu ermöglichen.
Ja, anfangs fand ich die Idee spannend zu verfolgen, dann machte sie mir Angst und jetzt überlege ich, was ich machen würde. Zur Zeit tendiere ich eher dafür, meine Energie ins Universum, in Gottes Hände zu geben und nicht in einen Rechner! Wie gut, dass Bücher exakt dafür da sind: Gedankliche Reisen und ausschöpfen ungeahnter Möglichkeiten!
Spannend fand ich, dass das Buch ab ca. der Hälfte sogar einen immer stärkeren Hang zur Fantasy machte. Zumindest erinnerte mich der Aufbau von Dodges Welt daran und auch wie die Seelen miteinander interagieren. Die Vorstellung von Leben nach dem Tod hat eben etwas phantastisches!
Mein Fazit
Ein Buch für Technik-Liebhaber und Visionäre.