John Scalzi Das Imperium der Ströme 3
Schicksal - Das Imperium der Ströme 3
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»Schicksal - Das Imperium der Ströme 3« (Das Imperium der Ströme 3) von John Scalzi
Der Kollaps der Ströme macht mittlerweile auch den Köpfen der mächtigen Handelshäusern große Sorgen. Allen ist klar, dass allein auf dem Planten Ende ein Leben nach der Interdependenz möglich ist. Ihr Plan: Ende in ein Habitat für die Reichen und Mächtigen zu verwandeln, während der Rest der Interdependenz seinem Schicksal überlassen wird.
Die Imperatox Grayland II. möchte weiterhin einen Großteil ihrer Untertanen vor dem drohenden Kollaps retten. Unter Führung von Nadashe Nohamapetan proben die Handelshäuser deshalb den Aufstand: In einem Coup soll die Imperatox entthront werden.
Doch auch Grayland sammelt ihre Kräfte: Der geniale Physiker Marce Claremont macht überraschende Fortschritte, was die Analyse der Strom-Dynamik angeht. Und Lady Kiva Lagos hat nicht die geringste Lust, sich von ihrer Erzfeindin Nadeshe aufs Kreuz legen zu lassen und geht zum Gegenangriff über …
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Ich musste gerade selber einmal nachschlagen, aber es ist in der Tat rund 2 Jahre her, seit der Vorgängerband von Schicksal (OT: The last Emperox) auf Deutsch erschienen ist. Kam mir eigentlich gar nicht so lange vor. Nun denn. Fakt ist, dass mir ein Teil der Serienhandlung nicht mehr bekannt war. Ob schlichtweg verdrängt oder einfach nur vergessen mag ich nicht mehr zu beantworten. Ich kann mir vorstellen, dass es einigen Lesern ebenso ergangen ist, bzw passieren könnte. Allerdings ist das nicht sonderlich schlimm, denn Scalzi fasst in geradezu epischen Ausmaßen den bisherigen Handlungsverlauf in allen Einzelheiten auf den ersten Seiten noch einmal zusammen. Und das ist auch gut so.
Weniger gut ist hingegen der Umstand, dass Scalzi danach eigentlich die gleiche Geschichte, die wir bereits aus Verrat schon kennen, noch einmal erzählt – natürlich mit geringen Unterschieden. Wieder gibt es eine Verschwörung gegen Cardenia, wieder ist das Haus Nohamapetan der Urheber und wieder steht Cardenia die umtriebige und jederzeit lästerlich fluchende Lady Kiva Lagos hilfreich zur Seite. So schön politische Ränkespiele und Intrigen auch sein können (David Weber weiß in seiner Honor Harrington Reihe regelmäßig davon zu berichten), irgendwann sollte aber dann doch einmal Schluß sein. Angesichts der Tatsache, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung des Imperiums (und dieses selbst auch) vor der Vernichtung steht, sollte Scalzi sein Hauptaugenmerk vielleicht besser auf andere Aspekte der Handlung richten.
Ein Aspekt hätte zum Beispiel Tomas Chenevert sein können. Die in einem Schiffscomputer abgespeicherte Persönlichkeit des einstmaligen Königs von Ponthieu hätte so viel Potenzial gehabt. Auch sein Wissen über die Ruptur, der mutwilligen „Trennung“ des (damals allerdings noch nicht existierenden Imperiums) von der Erde, durch die Zerstörung der relevanten Ströme, hätte soviel Potenzial gehabt. Hätte, hätte, Fahrradkette. Statt dessen der X-Aufguss der nächsten Palastrevolution. Das die Handlung dennoch eingermaßen spannend und durchaus kurzweilig bleibt, ist dem lockeren und humorvollen Schreib- und Erzählstil von Scalzi anzurechnen. Seine Dialoge sind (der Aufschrei ist wohl jetzt gewiss) für mich genau so lustig wie einst die von Terry Pratchett in seinen Scheibenwelt Romanen. Da liest man gerne mit.
Man muss Scalzi aber ebenso zu Gute halten, dass er auch seine Hauptfiguren nicht geschont hat. Das er die Nebencharaktere reihenweise über die Klinge springen lässt, wußte man ja schon aus den Vorgängerbänden, aber was Cardenia widerfahren ist, hat mir nicht gefallen, oder wie der Brite sagen würde: The reviewer was not amused. Ich glaube, ich habe schon einmal geschrieben, dass ich ein Freund von Happy Ends bin. Ich mag es wenn sich alle am Ende der Geschichte wieder lieb haben und irgendjemand in irgendeinen Sonnenuntergang reitet. Hier wurde uns das ja nicht wirklich gewährt.
Auch wenn das Ende trotz allem etwas versöhnlich gestaltet ist, bleiben viele Fragen offen. Warum gab es die Ruptur? Kann man doch noch einmal Verbindung mit der Erde aufnehmen? Wie ergeht es Cardenia und der neuen Imperatox? Fragen über Fragen. Auch der Umstand das sich immer wieder neue evaneszente Ströme aufbauen werden, zeitlich zwar begrenzt aber dennoch vorhanden, könnte noch viele neue und höchst interessante Abenteuer nach sich ziehen. Besonders wenn man bedenkt, dass Chenevert und Marce diese neuen Ströme bereisen und erkunden wollen. Was könnten die beiden alles entdecken? Möglicherweise eine außerirdische Rasse oder die alte Erde. Es würde mich daher ehrlich gesagt wundern, wenn diese Reihe tatsächlich nur auf 3 Bände beschränkt bliebe.
Bei der Frage wie ich den Dreiteiler bewerten würde, fällt mir die Entscheidung nicht ganz so leicht. Vergleiche ich diese Reihe etwa mit der Krieg der Klone Reihe (OT: Old man's war ) von Scalzi, kommt mir Imperium der Ströme etwas grobschlächtig vor, nicht ganz so farbenfroh und gut ausgearbeitet. Die Charaktere sind und bleiben etwas oberflächlich, es fehlen ihnen einfach die Nuancen. Nur rumfluchen wie Kiva es macht, reicht da nicht. Auch vom Handlungsbogen her empfand ich die Krieg der Klone Reihe als wesentlich vielschichtiger und komplexer, um nicht sogar zu sagen als erwachsener. Dennoch hatte auch die Interdependenz Reihe viele sehr unterhaltsame und kurzweilige Momente.
Auf der einen Seite zeigt Scalzi schön wie gut es sein kann wenn man die Last auf vielen Schultern verteilen kann, aber gleichzeitig zeigt er auch, wie gefährlich es sein kann, wenn auf einmal mehrere Schultern wegfallen und der Rest dadurch lebensunfähig wird. Überhaupt hat es mich etwas gewundert, dass es in der ganzen Interdependenz nur genau einen Planeten gibt auf dem menschliches Leben möglich ist. Bei der Vielzahl der vorhandenen Ströme hätten diese doch auch locker in ein zweites oder gar drittes System mit Planeten, auf denen menschliches Leben möglich ist, führen können.
Fazit
Eine unterhaltsame Reihe, bei der Scalzi einen seiner (für mich) größten Aktivposten ausspielen kann: seinen Humor. Wenn Lady Kiva in dem vorliegenden Buch in fast jedem Satz das Wort „verfickt“ benutz (kein verfickter Scheiß, lest selber), weiß man in etwa was man erwarten kann. Gute Unterhaltung auf "übersichtlichem" Niveau. Mir hat es dennoch Spaß gemacht.