Stephen Donaldson Die Chroniken von Thomas Covenant 1
Die Macht des Rings
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»Die Macht des Rings« (Die Chroniken von Thomas Covenant 1) von Stephen Donaldson
auf leisen Sohlen schleicht sich das Grauen in das Leben von Thomas Covenant. Erst ist es nur eine harmlose Wunde, die sich entzündet und schwärt. Dann lautet die Diagnose plötzlich Lepra. Aus dem erfolgreichen Schriftsteller und glücklichen Familienvater wird ein Isolierter, ein Ausgestoßener, der alles verliert, was ist ihm lieb und teuer ist.
Angetrieben von Wut und Zorn, weigert er sich, aufzugeben . Er lernt alle Verhaltensmaßregeln, die für einen Leprakranken überlebensnotwendig sind, verlässt das Sanatorium und kehr zurück auf seine Farm. Doch die Welt will ihn nicht wiederhaben. Die Menschen meiden ihn und Thomas verliert alle sozialen Kontakte. Die archaische Furcht der Menschen vor Aussätzigen lässt die Mitbewohner der Kleinstadt unmenschlich und grausam handeln und treibt den Schriftsteller immer mehr in die Isolation und Einsamkeit. Sein Leben ist nicht einfach, jede Verletzung kann zu seinem Tod führen. Trotzdem macht er sich eines Tages zu Fuß auf den Weg in die Stadt, um der Welt zu trotzen und die Menschen zu zwingen, ihn zur Kenntnis zu nehmen.
Im Ort wird er beim überqueren der Straße von einem Auto angefahren. Ob absichtlich oder aus Versehen, lässt sich nicht feststellen. Doch statt bewusstlos oder tot zu sein, findet sich Thomas Covenant plötzlich in einer anderen Realität wieder. Das Land, eine mittelalterliche Welt voller Gefahren und Abenteuer. Diese Welt wird von einem machthungrigen Wesen Namens Lord Foul bedroht. Der Schriftsteller ist vom Erschaffer dieser Welt dazu auserwählt worden, das Land und seine Bewohner zu retten und Lord Foul zu vernichten.
Kommentar:
Sein Zorn hilft ihm, sich gegen die Welt zu behaupten und zu überleben . Zorn treibt ihn an und verhindert ein Aufgeben. Das gilt sowohl für sein reales Leben als auch für das Land, in dem er sich nach seinem Unfall befindet.
Er wähnt sich in einem Traum . Um sich davon zu überzeugen, dass er nicht verrückt ist, muss er den Traum zu Ende träumen und den Weg zurück in seine Welt finden. Aus einem Koma erwachen oder was immer ihn gefangen hält. Um nicht den Verstand zu verlieren, muss er mitspielen und den Weg zu Ende gehen, der ihm in diesem Land bestimmt ist. Dadurch, dass er meint zu träumen, reagiert er nicht, fühlt sich unbeteiligt den Nöten des Landes und seiner Bewohner gegenüber. Er setzt seine Macht nicht ein, hilft nicht. Für ihn ist das alles nicht real, er verweigert sich , er versinkt in Selbstmitleid ohne zu erkennen, das um ihn herum wahre Not herrscht und die Menschen von ihm abhängig sind. Er hat Angst, wenn er sich auf dieses Abenteuer einlässt, verliert er jedes Maß an Realität. Für ihn ist seine Haltung reiner Selbstschutz. Durch das Verhalten der Menschen in seiner Welt und durch den Verlust seiner Frau und seines Sohnes ist er tief verletzt. Obwohl er schon Wochen in dem neuen Land und gesund ist, führt er immer noch seine Selbstschutzmaßnahmen und sein VBG durch. Denn dies aufzugeben würde bedeuten, den Traum als Realität anzuerkennen.
TC ist kein symphytischer Typ aber er ist menschlich . Wie kann jemand, der durch Lepra zum Aussätzigen wird, in der anderen Welt plötzlich ein Held sein? Das wäre für den Leser unglaubhaft. Er ist niemand, der sich Freunde macht. Er begegnet den Menschen mit Misstrauen und aufkeimende Freundschaften erstickt er im Ansatz. Er ist jähzornig, brutal und egoistisch. Nur so kann ein Leprakranker überleben. Doch langsam schleicht sich das Land und seine Bewohner in sein Gemüt. Er fängt an zu interagieren, öffnet sich den Menschen, zeigt seine Verletzlichkeit und seine Wunden, die er tief in sich vergraben hat. Er beginnt, den Verlockungen des Landes zu erliegen. Gesundheit, Kameradschaft, Respekt und Vertrauen in und für seine Person entwaffnen ihn. Der innere Widerstand zerreißt ihn fast. Im realen Leben ist er ein Leprakranker, ein Ausgestoßener, ein Isolierter. Hier ist er gesunder Mann mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Ein Hüter wilder Magie.
Erst im dritten Band entschließt er sich zu handeln . Doch nicht, um dem Land zu helfen, sondern aus Zorn und Scham. Jahrelange Tatenlosigkeit seinerseits und der Ungerechtigkeit wegen, die ihm die Menschheit auf Grund seiner Lepra zugefügt haben treiben ihn dazu, endlich zu agieren statt immer nur zu reagieren. Der Zweifler weckt keinerlei Sympathien bei den Lesern und für mich ist es unbegreiflich, dass die Bewohner des Landes ihm erneut ihr Vertrauen schenken und ihm Zuneigung entgegen bringen. Vertrauen, dass er bisher stets missbraucht hat und Zuneigung, der er mit Kälte und Abneigung entgegen getreten ist. Seine Tatenlosigkeit und seine Unfähigkeit, das Weißgold zu nutzen, stürzen das Land an den Rand des Abgrunds. Die Bewohner des Landes haben nichts als ihre Liebe zum Land und eine uralte Prophezeiung, die sie Lord Foul entgegensetzen können.
Auch wenn er sich immer noch in einem Traum wähnt und er an der Existenz des Landes zweifelt , kann er sich ihrer Notlage nicht länger verschließen. Zu viele Menschen sind durch seine Unterlassungen und seine Tatenlosigkeit gestorben. Die Liste seiner Schulden an das Land und seine Bewohner ist endlos. Nach den prophezeiten 49 Jahren kommt es zum Endkampf. Das Land steht vor dem Untergang, viele Menschen fanden bei der Verteidigung ihrer Heimat den Tod. Nachdem sich Thomas Covenant sich 49 Jahre verweigert hat, macht er sich nun mit Lena und Salzherz Schaumfolger auf den Weg zu Fouls Hort, um den Verächter zu vernichten.
Dieses Buch umfasst die Bände : Der Fluch des Verächters, der siebte Kreis und die letzte Wallstatt. Der Leser sollte sich an die Reihenfolge der Bücher halten, da sie aufeinander aufbauen und nahtlos fortgesetzt werden. Im Anhang befindet sich ein Glossar mit Erklärungen zu häufig verwendeten Begriffen und vorne im Einband hat der Autor eine Karte des Landes hinzugefügt.
Fazit:
Wenn der Autor auf ca. 200 Seiten verzichtet hätte , wäre es eine spannende Lektüre geworden. So zieht sich die Geschichte leider etwas zäh hin und die Aufmerksamkeit des Lesers schweift öfters ab. Dieses Buch hat mit HdR nur die Weitschweifigkeit gemeinsam, an Spannung fehlt es ebenso wie an so wunderbaren Figuren wie Aragorn oder Legolas. Einzig Salzherz kann das Herz des Lesers gewinnen.