Joe Hill
Fireman: Roman
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»Fireman: Roman« von Joe Hill
Eine bösartige Seuche überzieht die Menschheit mit all ihrer Grausamkeit . Erst bilden sich merkwürdige Male auf der Haut, dann geht man in Flammen auf, was der Seuche schnell den Namen Dragonscale, oder Draco incendia trychophyton einbringt. Als sich auch die junge Krankenschwester Harper infiziert, flieht sie nach Camp Wyndham. Die dortigen Flüchtlinge scheinen ein Mittel gegen den Ausbruch der Seuche gefunden zu haben, so dass sie nicht zu lebenden Fackeln werden. Aber der Preis ist verdammt hoch und ob Harper ihn wirklich zu zahlen bereit ist, weiß sie selber nicht. Sie will nicht leben um jeden Preis.
Das Cover zeigt Fireman John Rockwood, wie er gerade in Flammen steht. Seine Gestalt ist nachtschwarz und um ihn herum lodert ein wildes, ungezügeltes Inferno. Er erhebt sich daraus, wie Phönix aus der Asche. Es ist ein schlichtes, ein einfaches Bild und sagt doch alles aus: Es spricht von Gewalt und Untergang, aber auch von einem Neubeginn und Wärme. Ein besseres Cover hätte ich mir zu diesem Buch nicht vorstellen können.
Joe Hill ist für mich ein Meister des Horror. Er versteht es ungemein, mit den Ängsten seiner Leser zu spielen und viel wichtiger, sie auch zu schüren. Anfangs las ich von einer merkwürdigen Seuche, die über die Menschheit hereingebrochen ist. Die Dragonscale-Male, auch Draco incendia trychophyton genannt, breiten sich wie ein Flächenbrand auf der Haut aus. In wunderschönen, schwarzen und goldenen Schnörkeln überzieht der eigenartige Pilze seine Opfer und lässt einen Wirt nach dem nächsten in Flammen aufgehen.
Eine Seuche rafft die Menschen dahin und was geschieht, es kehrt das Schlechte nach oben. Ich fand es sehr spannend zu beobachten, wie sich Menschen an der Macht ergötzen können, an ihr laben und in ihr aufgehen, sie missbrauchen, was Hill meisterlich ausarbeitete. Erschreckend und doch übt es auf mich eine morbide Faszination aus. Was so wunderschön und friedlich mit gemeinsamen Gesängen und Zusammenhalt begann, kippt bald und der Machtmissbrauch kehrt sich nach oben. Der Autor schildert dies realistisch und spanennd zu gleich. Mehr und mehr spitzt sich alles zu und gipfelt in einer Katastrophe, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war. Leider wurde die Handlung für mich zwischendurch zäh und Hill schien sich in Beschreibungen zu verlieren, die mich nicht recht vorwärts brachten und auch jetzt überlege ich noch, was er mir mit seinen sehr langatmigen Ausführungen sagen möchte. Sehr schade, denn irgendwie bekam das Buch für mich einen Knick und sackte von meinem Lesehighlight zu einem Durchschnittsbuch mit sehr guten Zwischenhochs ab.
Seine Protagonisten schildert Hill authentisch und lebensnah. Ich konnte mich in sie hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen. In meinen Augen ist jedoch nicht der Fireman der Held der Geschichte, sondern die Krankenschwester Harper. Natürlich wäre sie nie so weit gekommen, wenn John sie nicht oft retten und unterstützen würde, aber Harpers nette, hilfreiche und stets aufmunternde Art, gingen mir nah. Sie zerbricht nicht an der Seuche, sie wächst auch nicht an ihr im Angesichts des Untergangs, eher im Gegenteil: Sie lebt weiter. Sie macht das Beste aus der Situation und jammert verpassten Gelegenheiten nicht hinterher. Es scheint fast, dass sie genau dafür geboren wurde. Aufopfernd hilft sie anderen Kranken, scherzt mit den Kindern, muntert ihre Mitmenschen auf und gibt Liebe wo sie nur kann. Ein Gutmensch, der seinesgleichen sucht.
John der Fireman ist lang nicht so selbstlos. Er vergeht schier in Selbstmitleid, weil er seine große Liebe an Dragonscale verloren hat und huldigt ihren sterblichen Überresten. Er hat ihr einen Schrein errichtet, für dessen Erhalt er alles macht.
Diese beiden starken Charaktere stehen im Vordergrund und verdrängen ihre Widersache ziemlich, obwohl diese gerade gut gelungen sind. Bösartige Wiederlinge, die gnadenlos Jagd auf die Kranken machen, aber auch Kranke, die die Führung der Gruppe übernehmen wollen. Ich fand es schade, dass der Kampf dieser beiden Parteien nicht härter, oder eher deutlicher geschildert wurde, denn dadurch wäre der Handlung noch mehr Intensität verliehen worden.
Mein Fazit
Ein Buch mit Höhen und Tiefen, in dem die Spannung stellenweise leider etwas auf der Strecke geblieben ist.