T. J. Klune
Die unerhörte Reise der Familie Lawson
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»Die unerhörte Reise der Familie Lawson« von T. J. Klune
Victor wächst zusammen mit seinem Vater und seinen Freunden im Wald auf . Er ist ein besonderer Junge, der zu einem ganz besonderen Mann heranwächst. Denn in einer Welt der Roboter ist er ein Mensch. Er weiß ob seiner Andersartigkeit, doch sie stört ihn nicht. Bis eines Tages fremde Roboter kommen und seinen Vater mitnehmen. Gemeinsam mit seinen Freunden Rambo, Tom und Schwester Grob macht Victor sich auf die Reise, Gio zu retten.
Das Cover zeigt das kleine Backsteinhaus, in dem Gio seinen Neuanfang wagte. Es ist etwas verfallen, von stattlichen Bäumen umringt, die in den Wipfeln der gesamten Familie Lawson Schutz und ein Zuhause bieten. Ich liebe dieses Coverbild, da es nicht nur von der Farbgestaltung wunderschön anzusehen ist, sondern viele versteckte Details beinhaltet, die erst nach und nach zu Tage treten. Während des Lesens sah ich es mir oft an und stellte mir die Bewohner dort vor.
T.J. Klune ist ein Autor, der es einfach meisterhaft versteht, mit Worten eine Welt zum Träumen zu erschaffen . Locker und leicht nahm er mich mit in eine Welt, in der Menschen Mangelware sind und KI die Herrschaft übernommen haben. Es klingt nicht brutal oder gar abschreckend, sondern nach der natürlichen Weiterentwicklung von Dingen, die jetzt gerade auf den Weg gebracht werden. Ohne Probleme konnte ich mich in diese neuartige Welt hineinversetzen und sie mit den staunenden Augen Victors betrachten. Und doch ist keine Herrschaft der Maschinen, sondern eine Herrschaft des Lebens; nur anders eben. T.J. Klune macht deutlich, dass Blut und Fleisch keine Familie ausmacht, sondern Freundschaft. Und die existiert auch in nicht schlagenden Herzen und Metallgestellen oder Fleisch.
Mich hat nicht nur die Geschichte von vier Freunden fasziniert, die ihren fehlenden Partner suchen und die daraus resultierende Abenteuer, sondern die liebevolle Art und die innige Freundschaft, die die Gruppe miteinander verbindet. Natürlich fesselte mich in erster Linie zu Beginn des Buches - und eigentlich bis zum Schluss hin - die bildgewaltigen Beschreibungen des Autors von dieser neuen, mir fremden und zu gleich vertrauten Welt. Was würde eine KI mit dem Planeten machen? Werden drängende Probleme wie Wasser- und Nahrungsknappheit gelöst sein oder verschiebt sich die Problematik einfach nur? Werden andere Ressourcen plötzlich Mangelware? Immer wieder lockt T.J. Klune mich in Gedankenexperimente, über die ich noch nie nachgedacht habe. Völlig fasziniert folgte ich ihm und staunte über die Welt.
Aber nicht nur die Welt hat sich verändert, sondern auch das Leben auf ihr . Denn auch wenn Roboter den Planeten beherrschen, obsiegt das menschliche, oder eher das, was uns Menschen in meinen Augen ausmacht: Der freie Wille. T.J. Klune geht das Thema sensibel und zugleich mutig an. Was macht Menschlichkeit aus? Offensichtlich Freundschaft, Liebe und eine große Portion Humor. Ich habe so gelacht über den kleine, eifrigen und treuen Staubsaugerroboter Rambo. Ein kleiner Kerl mit einem riesen Herzen, der stets nicht nur das Gute, sondern das Beste in allem zu sehen vermag. Er hat unendliches Vertrauen in seine Gefährten und weiß einfach, dass er immer auf sie zählen kann und sie in schützen und beschützen.
Aber auch Schwester Grob hat mir zu mehr als einem Lacher verholfen. Mit ihrer nüchternen Art und der Versessenheit aufs Bohren, treibt sie ihrer Mitstreiter oft in den Wahnsinn, hilft allerdings immer weiter. Besonders, wenn es um den spontanen Wechsel von Leben zum Tod geht. Eigentlich ist nichts komisches dabei, wenn eine Krankenschwester sich Mordphantasien hingibt, aber so ist eben ihre Programmierung.
Victor. Einziger Mensch. Woher nimmt er seine Menschlichkeit? Spiegelt die KI nur sein Verhalten und die Maschinen haben keinen eigenen Willen? Ich sage, sie leben und entscheiden. Aber vermutlich nur, weil die Geschichte so in meinen Gedanken schöner ist, als die andere Möglichkeit. Durch das Heranwachsen unter KIs, hat Victor ein ganz besonderes Geschenk erhalten. Er kann bedingungslos lieben. Diese Vorstellung geht mir ganz besonders unter die Haut und macht die Geschichte der Familie Lawson zu etwas Besonderem.
Mein Fazit
Mal wieder ein absoluter Lese-Hochgenuss eines wunderbaren Autors, der es meisterlich versteht, mit Wörtern zu spielen und neue Welten zu erschaffen. Tiefgreifend, mit Action und Abenteuer und was fürs Herz. Einfach toll!