Paul Pen 9
9 - Die Wiederkehr
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»9 - Die Wiederkehr« von Paul Pen
Als Leo in seinem Schulranzen einen Brief findet, in dem ihm sein baldiger Tod angekündigt wird, bricht der Kleine zusammen. Seine Eltern glauben nicht an die Geschichte, ja sie denken sogar, dass er sich den Brief selber geschrieben hat. Freunde hat er keine. Und so muss der kleine Junge ganz alleine mit dieser Todesangst leben.
Auf dem Cover prangt eine große Neun. Im nebeligen Halbschatten ist eine männliche Person zu erahnen. Ich finde es gut zu Titel und Inhalt gewählt, da vieles nicht sehr greifbar ist, auch wenn es auf den ersten Blick so scheint.
Der Schreibstil von Paul Pen wirkt durchdacht, strukturiert und sehr überlegt. Mir fehlte ein wenig die Leichtigkeit, auch wenn es spannend zu lesen war. Etwas irritiert haben mich die stellenweise eingefügten Fremdwörter, die den ansonsten eher einfachen gestrickten Erzählstil auflockerten. Pen springt zwischen heute und der Vergangenheit hin und her. Diesen Sprüngen zu flogen, machte mir keiner Schwierigkeiten, da die Personen völlig unterschiedlich waren, nur das Ziel war das gleiche. Von Beginn an ist klar, es wird ein Mord geschehen, aber die Hintergründe, die gilt es zu durchschauen.
Das Buch lebt durch Atmosphere. Teils durch die Beschreibung des Wetter - Sommerhitze mit drückender Schwüle - teils durch Beschreibung der Örtlichkeite - Städtchen noch im Aufbau, später viel künstlich angelegt, wenig natürlich - und teils durch die vorherrschende Stimmung, die immer mit Zweifeln behaftet war. Das gesamte Buch über fragt man sich unwillkürlich, ob das alles sein kann, oder ob es einfach der Feder eines Schriftstellers entsprungen ist. Diese leisen Zweifel nagen an einem und bauen dadurch Glaubwürdigkeit und Spannung auf.
Sein Protagonist Leo, ein kleiner, neunjähriger Junge, hat mich bewegt. Das Kind reicher und zielstrebiger Eltern, hat keinen Platz, um seine Individualität zu entfalten. Ständig wird er in irgendwelche Schubladen gesteckt und gibt schließlich den Kampf um Anerkennung auf. Sein einziges Ziel scheint zu sein, irgendwie zu überleben, auch wenn das Leben ansich für ihr recht sinnlos und demotivierend wirkt. Als Leo dann auch noch einen Brief findet, in dem ihm sein baldiges Ableben angekündigt wird, kennt seine Verzweiflung keine Grenzen mehr. Keiner glaubt ihm und was noch schlimmer ist, er hat keinen Rückzugsort, an den er sich retten, der ihm neue Kraft geben könnte.
Aarón, der Held der Vergangenheit, scheint den Hintergrund der Mordeserie erkannt zu haben. Durch viel Kleinarbeit meint er, einen Weg gefunden zu haben, diese immer wiederkehrende Zeitschleife durchbrechen zu können. Sein Weg, bis er meint, die Lösung gefunden zu haben, treibt ihn an den Rand des Wahnsinns. Und darüber hinaus. Es war sehr bewegend, seinen Weg zu verfolgen, wie er den Bezug zur Realität langsam aber sicher verliert und seine Handlung damals, heute Wirkung zeigen.
Mein Fazit
Ein interessanter Ansatz für einen Roman. Die Spannung hätte hier und da besser ausgearbeitet werden können, ist ansonsten aber ein grundsolides Werk, welches sich mehr mit Gedankenspielereinen beschäftigt, als tatsächliche Handlung zu haben.