Maria Dahvana Headley
Die Königin der Unsterblichen
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»Die Königin der Unsterblichen« von Maria Dahvana Headley
Kleopatra und Marcus Antonius haben die Schlacht von Actium bereits verloren und nun stehen die Römer unter Octavians Kommando vor den Toren Alexandrias. Der Untergang des Herrscherpaares ist besiegelt, als es Octavian durch eine Kriegslist gelingt, Antonius' Vertrauen in Kleopatra so tief zu erschüttern, dass dieser sich in sein Schwert stürzt.
Der sterbende Antonius wird zu Kleopatra gebracht, die sich angesichts der aussichtslosen Lage zu einem gefährlichen Ritual entschieden hatte: Sie will sich die alte Göttin Sachmet , die Tochter und das Auge Ras, untertan machen um das römische Imperium zu vernichten. Als ihre große Liebe vor ihren Augen stirbt, vollendet sie das Ritual und beschreitet damit unumkehrbar einen sehr dunklen Pfad: Sie wird zu einer blutrünstigen Kreatur der Nacht, die von den Instinkten und der Mordlust der uralten Göttin geleitet wird...
Kleopatra ist wohl die faszinierendste und mächtigste Frauengestalt der Geschichte, bis heute liefert ihr Leben Stoff für Bücher und Filme und die Geheimnisse, die ihr Dasein umgeben, regen die Phantasie kreativer Köpfe an. Ich mag historische Stoffe sehr, und daher fand ich den Klappentext zu "Die Königin der Unsterblichen" sehr ansprechend.
Wenn man sich dieses Buch vornimmt, sollte einem natürlich von Anfang an klar sein, dass es sich hier doch hauptsächlich um einen Fantasy-Roman handelt, und man keine historische Korrektheit erwarten darf. Kurz gesagt, man muss damit klar kommen, dass Kleopatra von der Autorin zur Urmutter der Vampire gemacht wird. Da die meisten Aufzeichnungen über Kleopatra ohnehin römischer Feder entstammen, ist es wohl nicht mal das schlimmste, was dieser Frau bisher angedichtet wurde.
Wie man dem neunseitigen Nachwort der Autorin entnehmen kann, hat sie zur Vorbereitung ihres Romans sehr viel Recherchearbeit betrieben: über ägyptische, griechische und römische Geschichte, über Mythologie und Religion in verschiedensten Teilen der Welt oder aber auch über die sybillinischen Orakel.
Beim Lesen hatte ich schon das Gefühl, dass die Autorin aber auch wirklich jeden Gesichtspunkt ihrer Recherche unbedingt in die Handlung einbringen wollte - was mir persönlich viel zu viel des Guten war: Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen.
So wird zum Beispiel eine Figur aus der nordischen Mythologie eingebracht, eine Seidkona - eine Art Schicksalsweberin -, bei der man sich permanent fragte, was sie in diesem Buch, das ausschließlich in der mediterranen bis orientalischen Region angesiedelt ist, verloren hat. Beim Lesen des Nachworts wurde es dann klar, Maria D. Headly hat ein Buch über nordische Mythologie gelesen und musste diese Figur unbedingt unterbringen. Aha.
Durch die vielen historischen und mythologischen Details, die die Autorin wild vermixt, leidet meiner Meinung nach der Spannungsbogen sowie die Charakterentwicklung deutlich. Die Figuren wirken oft blutleer (auch in einer Vampirgeschichte ist das leider nichts positives), ihre Motivationen sind für den Leser oft wenig nachvollziehbar und die Handlung plätscherte über weite Teile ohne größere Höhen oder Tiefen vor sich hin. Alles in allem durch zu viele Fakten zu trocken, zu langatmig und zu wenig fesselnde Geschichte.
Auf mich wirkte es so, als hätte die Autorin sich nicht richtig entscheiden können, ob sie denn nun einen historisch korrekten Roman mit möglichst vielen Tatsachen oder doch lieber ein Fantasy-Abenteuer schreiben wollte.
Meiner Meinung nach hatte Maria Dahvana Headley hier eine schöne Idee, die das Potenzial zu einer spannenden, actionreichen Geschichte gehabt hätte. Mir persönlich hat die Umsetzung der Autorin leider nicht so gut gefallen, wie ich es anhand des Klappentextes erwartet hätte.
Wenn man sich aber sehr für Geschichte und Mythologie interessiert, kann "Die Königin der Unsterblichen" eine durchaus interessante Lektüre darstellen. Wenn das Interesse an diesen Dingen aber nicht allzu ausgeprägt vorhanden ist, fehlt einem in diesem Buch einfach der gewisse Kick. Es ist solides Handwerk, aber leider nichts, was nach dem Zuklappen des Buches noch nachwirkt.