Ägypten ist ein Land voller uralter Geheimnisse - viele Autoren wurden schon von den gewaltigen Leistungen der frühen Hochkultur am Nil zu herausragenden Leistungen inspiriert. Erwähnt sei an dieser Stelle nur Howard Philipps Lovecraft, der als Ghostwriter für den Magier Harry Houdini einen fiktiven Reisebericht verfasste: „Gefangen bei den Pharaonen“.
Nun reihen sich zwei deutsche Autoren in den bunten Reigen ein. Der Roman „365 Grad“ geht aber über die Faszination Ägyptens weit hinaus.

Bei Ausgrabungen an der Sphinx wird ein unterirdischer Gang entdeckt, der jäh endet. Malstrom, ein norwegischer Archäologe - fanatisch arbeitend bis zur Erschöpfung - und sein Assistent Byron Cook machen sich daran, das Rätsel des Ganges zu lösen. Bevor sie jedoch durch eine neu entdeckte, ehemals verborgene, Tür schreiten können, werden zwei Personen getötet; ein unbekanntes Skelett wird an der Grabungsstätte entdeckt und ein französischer Forscher des Ausgrabungsteams kommt unter mysteriösen Umständen ums Leben. Cook und Malstrom entdecken schließlich eine unterirdische Kammer, in welcher die steinerne Darstellung einer Gottheit thront. Als diese erwacht, müssen beide in einen geheimen Durchgang flüchten, wo jedoch noch ein größeres Grauen sie erwartet.

Der Freund Cooks, der Maler Keagan, und ein ägyptischer Forscher namens Hasab Murat nehmen die Untersuchung der Falles auf und entdecken hinter dem Durchgang, den Cook und Malstrom betreten mussten, den völlig verwirrten Cook und ein geheimes Stollenlabyrinth in dessen Zentrum ein Kreis eingezeichnet ist, dessen Winkelsumme unglaubliche 365 Grad ergibt. Dort befinden sich auch die Kleider von Malstrom - doch er selbst ist verschwunden. Es scheint, als haben sie ein Tor in eine andere Welt gefunden...

Der Roman „365 Grad“ besticht durch die farbenfrohe Schilderung einer Parallelwelt, wie sie eindrucksvoller kaum zu entwickeln ist. Die Szenarios Ägypten und Griechenland sind zwar nicht frisch, erreichen aber doch eine erstaunliche Bildgewalt. Die Beschreibung der Welt jenseits des Tores ist jedoch noch besser gelungen. Einzig der etwas lieblose und hektische Schluss wirkt aufgesetzt.

Den beiden Autoren ist ein fesselnder Roman gelungen, dessen Hauptaugenmerk nicht das Grauen ist, sondern das Staunen über die Fremdartigkeit einer Kultur, die der unseren doch in vielen Elementen so ähnlich ist.

Meine Wertung: 8 von 10 Punkten.