Kim Harrison
Blutwelten: Alles über die Welt von Rachel Morgan
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»Blutwelten: Alles über die Welt von Rachel Morgan« von Kim Harrison
"Blutwelten" ist ein Kompendium zu den ersten 9 "Hollows" Romanen. Da somit das Buch hochgradig spoilerverseucht ist, sollte man es auf keinen Fall vor Band 9 "Blutdämon" lesen. Diese Rezension kann ebenfalls Spoiler enthalten, je nachdem, wie weit man bisher gelesen hat.
Der Leser folgt den Ermittlungen des Reporters Devin Crossman, der als Mensch eine Kolumne über die Hollows schreibt. Nach einem missglückten Zauber, den er zufällig abbekommt, will er es Rachel Morgan heimzahlen und steigert sich immer mehr in seine Obsession gegen die Hexe hinein, die er für so ziemlich jedes Verbrechen (und am liebsten auch noch die Erbsünde) verantwortlich macht. Da er als Mensch wenig über die Inderlander weiß, holt er sich Polizeiakten aus dem Müll, befragt andere übernatürliche Wesen und erweitert nach und nach sein Weltbild.
Die einzelnen Beiträge sind sehr liebevoll gemacht, so sind zB Crossmans Tagebucheinträge "handschriftlich", Polizeiakten tragen ein Siegel sowie die typische Schreibmaschinenschrift, es gibt jede Menge Bilder und Zeichnungen sowie Abrisse aus "Fachzeitschriften", die alle über ein verschiedenes Layout verfügen.
Jedes der 9 Kapitel beginnt mit einer brieflichen Konversation zwischen Trent und seinen Mitarbeitern, in denen meist mehr oder weniger deutlich auf die Ereignisse im jeweiligen Band angespielt wird.
Der Leser bekommt eine Fülle unterschiedlichen Materials geboten: in Spezies- und Personensteckbriefen wird das Gedächtnis aufgefrischt, die Briefwechsel erinnern an die Handlung und mit Abrissen zu Magietheorie und Zaubertrankrezepten wird über die Bücher hinweg neues Wissen vermittelt. Dazwischen gibt es viele lustige Stellen wie Crossmans Tagebucheinträge, in denen er sich über alles Mögliche beschwert, seine Kolumne oder auch seine Spesenabrechnungen (besonders häufiger Posten: Creme gegen Juckreiz aufgrund von Pixiestaub...).
Die Autorin
Kim Harrison ist eine US-amerikanische Autorin von Fantasyromanen. Sie mag Jazz, Friedhöfe und schwarze Kleidung und wurde laut eigener Aussage schon mehrfach für eine Hexe gehalten, ist bislang aber (ihres Wissens nach) keinem Vampir begegnet. Bei Neumond ist sie meist nicht auffindbar...
Ihre Bücher
Als Kim Harrison veröffentlichte sie die erfolgreiche Urban Fantasy-Serie "The Hollows" um die Hexe Rachel Morgan, die Vampirin Ivy Tamwood und den Pixie Jenks. Zusammen betreiben sie eine Art Detektivbüro in einer Welt, in der sich Werwölfe, Vampire, Hexen sowie diverse andere "Inderlander" nach einer Seuche outeten. Neben bislang 10 (englischen; 9 deutschen [Stand Juni 2012]) Bänden erschienen diverse Kurzgeschichten. Außerdem verfasste sie die bislang zweibändige Madison-Avery-Serie sowie unter dem Pseudonym Dawn Cook die vierbändige "Truth"-Serie und zwei "Princess"-Romane, welche alle eher dem Genre All-Age-Fantasy zuzuordnen sind.
Rezension
"Blutwelten" richtet sich ganz klar an eingefleischte Fans der Serie. Wer die Rachel Morgan-Bücher nicht kennt, kann mit dem Kompendium kaum etwas anfangen. Wer die Reihe aber erst teilweise gelesen hat, wird massive Spoiler erfahren, die den Lesespaß wahrscheinlich sehr trüben.
Einige Leitfäden über Spezies wurden bereits in den Taschenbüchern als Anhang veröffentlicht. Die Steckbriefe enthalten auch Zeichnungen, daher kann man sich ein gutes Bild von den Charakteren machen (Cover sind normalerweise kaum aussagekräftig). Mir persönlich hat das Lesen großen Spaß gemacht. Crossman führt seinen Kreuzzug unerbittlich und deckt Ereignisse auf, die dem Leser schon bekannt sind. Da er eher ein unangenehmer Charakter ist, hatte ich keinerlei Problem mit seinen gelegentlichen Fehlschlägen. Stattdessen war schon klar, wie sein Umfeld auf seine Artikel reagieren würde, insofern drängte sich mir eher ein "geschieht ihm recht" Gedanke auf.
Die Artikel über Kraftlinien und Erdmagie sind sehr interessant, da sie beweisen, wie sehr Kim Harrison ihr Magiesystem durchdacht hat und es sogar von "wissenschaftlicher" Seite angeht. Die Blätter mit Zaubertrankrezepten waren in meinen Augen hingegen eher etwas zu zahlreich: prinzipiell waren es reine Kochrezepte mit ungewöhnlichen Zutaten und Anweisungen a la "zünde eine Kerze an". Wenn noch ein Charakter persönliche Anmerkungen dazu an den Rand geschrieben hätte, wäre das ganze interessanter gewesen. In dieser Form verliert man nach spätestens 5 Rezepten die Lust. Nachkochen ist ja eh kaum möglich.
Insgesamt hat mir der Band sehr gut gefallen. Im Gegensatz zu anderen Sammelbänden ist es keine bloße Ansammlung von Fakten, sondern wird durch die Tagebucheinträge aufgelockert, so dass man Teilen der Handlung noch einmal aus einem anderen Blickwinkel folgt und eher eine weitere Geschichte liest als ein Lexikon.
Fazit
Spannender, lustiger Leitfaden zu Rachel Morgans Leben, Leiden und Liebe. Aufgrund der vielen Spoiler erst nach Band 9 "genießbar" und ohne Kenntnisse der Serie nicht verständlich, für jeden Fan aber ein echter Leckerbissen, der die Zeit bis zu Band 10 verkürzt. Ich war vollauf überzeugt und gebe 5 von 5 Sternen.