Joe Haldeman
Marsbound
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»Marsbound« von Joe Haldeman
Carmen Dula ist neunzehn Jahre alt als sie mit ihrem Bruder und ihren Eltern die Erde verlässt um für die nächsten 5 Jahre auf dem Mars zu leben. Per Weltraumaufzug gelangen sie in den Erdorbit und starten von dort in Richtung des roten Planeten. Der Weg dorthin dauert 6 Monate, ist langweilig und strapaziös. Auf dem Mars angekommen, liegt sie bereits nach kurzer Zeit mit der dortigen Verwaltungschefin Dargo Solingen im Clinch. Nach einer dieser zahlreichen Auseinadersetzungen mit Solingen, zieht sich Carmen ihren Raumanzug an und verlässt schmollend die Station. Während sie ziellos über die Marsoberfläche wandert, gibt der Boden unter ihr nach und sie stürzt in eine Höhle, aus der sie sich alleine nicht mehr befreien kann. Kurz bevor sie ohnmächtig wird, sieht sie eine Art Engel auf sich hernieder schweben.
Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einer Art Krankenstation. Mit Erstaunen stellt sie fest, dass sie von Außerirdischen gerettet wurde. Diese Außerirdischen befinden sich schon seit Tausenden von Jahren auf dem Mars und beobachten unerkannt, mit Hilfe von TV und Radiosendungen, den Werdegang der Menschheit. Auch wenn sich diese „Marsianer“ den Menschen gegenüber noch recht freundlich verhalten, sind ihre Auftraggeber, rund 20 Lichtjahre entfernt lebend, nicht ganz so kooperativ. Sie betrachten die Menschheit, aufgrund ihrer Aggressivität, als Gefahr. Eine Gefahr, die es zu beseitigen gilt.
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Nach Herr der Zeit, Comouflage, Der ewige Krieg, Voyager s und Soldierboy , erscheint mit Marsbound (OT: Marsbound) im Mantikore Verlag bereits das sechste SF Buch aus der Feder von Joe Haldeman. In einer so schnelllebigen Zeit wie dieser, in der immer mehr Autoren auf den Markt geworfen werden - um dann kurz danach wieder in der Versenkung zu verschwinden, ist es schon fast etwas besonderes, wenn sich ein Verlag auf die Werke eines Autors (die nicht dem Mainstream entsprechen) konzentriert und diese regelmäßig veröffentlicht. Etwas ähnliches gibt es auch im österreichischen Septime Verlag, der sich den Kurzgeschichten von James Tiptree jr. gewidmet hat. Mir gefällt so etwas sehr gut.
Das vorliegende Buch erinnert mich stark an die Reihe Das Marsprojekt von Andreas Eschbach. Auch dort sind die Hauptcharaktere eher im jungendlichen Alter, leben in einer Station auf dem Mars und sind diejenigen, die einen Erstkontakt herstellen. So gesehen würde ich auch Marsbound eher als Jugendbuch einstufen. Die gesamte Geschichte wird aus der Sicht der neunzehnjährigen Carmen geschildert. Die schnodderige und der dem Alter der Protagonistin entsprechenden Sprache passt gut ins Gesamtbild und verleiht dem Buch eine gewisse Leichtigkeit und Unbekümmertheit. Carmen spricht eben so wie ihr der Schnabel gewachsen ist.
Die Geschichte lässt sich bequem in drei Abschnitte unterteilen. Die Reise zum Mars (angefangen bei dem Aufstieg per Weltraumaufzug in den Erdorbit), die Erlebnisse auf dem Mars (samt Erstkontakt) und den weiteren Ereignissen nach dem Erstkontakt. Die Technik die Haldeman schildert wirkt so plausibel und einfach, dass man sie durchaus für wahr halten kann. Der Flug zum Mars ist für alle Passagiere anstrengend und eintönig. Für Carmen ist Schule und lernen angesagt. Der erste Abschnitt wird sehr ausführlich geschildert und nimmt den Großteil des Buches in Anspruch, ohne dabei jedoch langweilig auf mich zu wirken. Da ich jedoch Bücher mag die ihren Plot gemächlich entfalten, könnte es für Leute, die mehr auf Handlung stehen, aber durchaus etwas zäh zu lesen sein.
Das Leben in der Marsstation und die Probleme die sich daraus ergeben, werden recht schnell und oberflächlich abgehandelt, genauso wie der Erstkontakt. Mir fehlt ein bisschen das Staunen und die Erhabenheit, die sich doch eigentlich ergeben sollten wenn man völlig unerwartet auf Angehörige einer außerirdischen Zivilisation trifft – egal ob man nun neunzehn oder neunundfünfzig Jahre alt ist. Statt dessen läuft der Kontakt so nebenher ab, man tauscht ein paar Höflichkeiten aus, wird geheilt und ehe man sich versieht, ist man auch schon wieder zu Hause und muss seinen Leuten erklären, dass man noch ein paar unbekannte Nachbarn hat und nicht allein auf dem Mars lebt.
Wesentlich interessanter wird dann der dritte Abschnitt. Hier macht Haldeman einen zeitlichen Sprung und lässt die Handlung drei Jahre nach dem Erstkontakt wieder beginnen. Inzwischen ist man den Marsianern näher gekommen und hat das Kontaktzentrum „Little Mars“ gebaut. Carmen ist zu einer Art Botschafterin geworden, die zwischen Menschen und Marsianern vermitteln soll. In dieser Zeit der Annäherung trifft völlig unerwartet ein Signal von Triton, einem Mond des Neptun, ein und setzt eine Reihe neuer und gefährlicher Ereignisse in Gang. Leider wird dieser Strang jedoch sehr kurz und hastig geschildert und ihm wird nur eine sehr geringe Entfaltungsmöglichkeit zugestanden. Wie sich herausstellt, sind die vermeintlichen Marsianer nur gezüchtete Werkzeuge der eigentlichen Herren. Und diese sind so gar nicht mit dem was die Menschheit macht (oder machen könnte) einverstanden.
Die so plötzlich aufgetauchte Wendung tut der Geschichte sichtlich gut und wirft ein neues Licht auf viele Ereignisse. Das die Marsianer ihre eigene Technik nicht so wirklich verstehen und sie einfach nur gebrauchen können, dass sie ihre eigene Herkunft nicht kennen, ihre komplizierte Gesellschaftsordnung und das alle "farblichen Unterarten" der Marsianer ihre eigene Sprache haben, all das ergibt auf einmal einen Sinn und wirft neue Fragen auf. Fragen, die hoffentlich im folgenden Band des Dreiteilers Starbound gelöst werden.
Ich finde es immer wieder interessant (zuletzt bei Aquamarin von Andreas Eschbach), wenn ein älterer Autor, Haldeman war 65 Jahre alt als er das Buch geschrieben hat, eine Geschichte aus der Sicht eines pubertierenden Mädchens erzählt. Da Carmen noch einen jüngeren Bruder hat, wäre es doch für einen männlichen Autor vermeintlich einfacher, wenn er die Geschichte aus der Sicht des Bruders erzählen würde. Aber nein, offensichtlich nicht. Statt dessen schreibt Haldeman munter drauflos, erzählt dem Leser etwas über das Gefühlsleben eines Mädchens, dessen Probleme bei der Menstruation, dem Eisprung, ihren zu kleinen Brüsten und ihrem Sex bei Schwerelosigkeit. Da frage ich mich doch: Woher weiß Haldeman das alles oder glaubt es zu wissen?
Fazit:
Nettes Buch, nette Geschichte. Locker erzählt und mit einer sympathischen Carmen Dula. Für Leser, die eher auf ruhige Geschichten stehen oder sich bereits für die Reihe Das Marsprojek t begeistern konnten, ist das Buch zu empfehlen. Es wäre wünschenswert, dass der Mantikore Verlag auch die beiden Nachfolger veröffentlicht und den Leser nicht nach dem ersten Teil hängen lässt. Die Geschichte hat einiges an Potential zu bieten und liefert eine gute und kurzweilige Unterhaltung.