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Jay Kristoff

Nevernight 3
Nevernight - Die Rache

  • Autor:Jay Kristoff
  • Titel: Nevernight - Die Rache
  • Serie:Nevernight 3
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Hardcover
  • Verlag:FISCHER Tor
  • Datum:29 Januar 2020
  • Preis:24,99 EUR

 
»Nevernight - Die Rache« (Nevernight 3) von Jay Kristoff


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(5)

 
 
Die Großen Spiele enden mit dem kühnsten Mord in der Geschichte der itreyanischen Republik – nur leider erwischt es den falschen. Der Konsul Julius Scaeva überlebt das Attentat, und seine Macht im Staat ist nun beinahe grenzenlos. Genauso wie sein Hass auf Mia Corvere.

Gejagt von den Assassinen der Roten Kirche und den Soldaten der itreyanischen Republik bricht Mia zu ihrer letzten großen Reise auf, um das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften und herauszufinden, wie sie Scaeva besiegen kann. Doch sie muss sich beeilen, denn das nächste Wahrdunkel naht und Nacht fällt über die Republik.

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Auch in der dritten durchlebten schriftstellerischen Gewaltorgie bietet Jay Kristoff wieder alles auf, um die Leser möglichst brutal und blutig zu unterhalten. Und das gelingt ihm wieder einmal hervorragend. Mit wem und was sich Mia und ihre Gefährten auseinander zu setzen haben ist phänomenal. Hier geht es nicht mehr nur um menschliche Gegner, wie dem Piratenkönig oder um die besten Auftragsmörder der roten Kirche, sondern gleich um Götter. Wirklich sehr schade, dass mit Nevernight – Die Rache, nun das letzte Abenteuer der Trilogie vorliegt. Irgendwie werde ich Mia und Co. vermissen.

Auch mit überraschenden Wendungen, neuen Geheimissen und der Auflösung von alten, geizt Kristoff nicht. Endlich erfährt man als Leser die ganze, komplette Vorgeschichte von Mias Rachefeldzug – und die ist völlig anders, als selbst Mia vermutet hat. Aus den vielen einzelnen Teilen wird ein großes Ganzes und selbst als Leser ist man erstaunt, wie akribisch der Autor alles vorbereitet und im Verlauf von drei Büchern zusammengefügt hat. Er hat zwar immer wieder mal ein paar Wissenshäppchen in den Büchern eingestreut, aber als Leser konnte man das alles gar nicht richtig einordnen.

Jay Kristoff macht eigentlich bei nichts was Mia macht, halbe Sachen. Kämpft sie, dann kompromisslos und brutal, liebt sie, dann sind die Sexszenen so geschrieben, dass sie schon fast pornografisch zu nennen sind, hasst sie, dann mit jeder Faser ihres Körpers, betrachtet sie jemanden als Teil ihrer Familie, wird sie alles tun, um diesen zu beschützen – und sollte es auch ihr Leben kosten. Menschen, die so intensiv leben, ist in der Regel keine lange Lebenszeit beschieden. Allein durch das was sie ist, nämlich eine Dunkelinn, schafft sie es, länger zu überleben als „normale“ Menschen. Überhaupt macht sie die Möglichkeit in den Schatten zu wandeln und keine Furcht zu kennen, zu einer fast unbezwingbaren Kampfmaschine. Die Leichtigkeit mit der sie ihre Gegner ausschaltet (Piratenkönig) ist unglaublich. Allein schon der Endkampf von Mia und ihrem Vater steht denen in den Superheldenfilmen in nichts nach. Auch hier wird eine komplette Stadt mal eben so in Schutt und Asche gelegt.

Die ganze Trilogie hat für mich aber einen kleinen Wermutstropfen. Keinen großen, und er fällt auch nicht weiter ins Gewicht, aber er ist nun mal da. Ich hätte es weit besser gefunden, wenn es eine bloße Rachegeschichte gewesen wäre. Gut, wäre zwar etwas banal, hätte mir aber besser gefallen als das Abdriften ins esoterische / göttliche. Das Mia Teile eines Gottes in sich trägt – gut, ist nun mal so -, aber der ganze Komplex um Aa, Niah, den drei Sonnen und dem verstoßenen und zerschmetterten Sohn, der in zig Teile verstreut ist und den man nur zusammenfügen muss, damit er wieder seinen Platz am Himmel bekommt, war mir etwas zu dick aufgetragen. Das hätte man alles wunderbar in die Geschichte mit einflechten können, aber mehr so als epischen Hintergrund, denn als eigentliche Bestimmung Mias. Aber, ist nur meine Meinung.

Nicht nur Mia muss in dem vorliegende Band Leid und Schmerz erfahren, auch mit ihren Begleitern geht Kristoff nicht gerade rücksichtsvoll um. Der Leser wird sich von vielen Charakteren, die allesamt das Zeitliche segnen, verabschieden müssen. Das ist oftmals recht schmerzhaft, aber dafür bringt der Autor im Gegenzug auch einen neuen Player ins Spiel mit ein. Mit Clou Corleone, einem gerissenen Piratenkapitän, betritt ein absoluter Sympathieträger das Spielfeld. Bereits das erste Kapitel mit ihm war herrlich abgedreht und mir war sofort klar, dass ich ihn mag. Auch wenn die Geschichte um Mia nun erzählt ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass Jay Kristoff dem alten Schwerenöter ebenfalls eine neue Trilogie auf den Leib schreiben könnte.

Stilistisch ist sich der Autor treu geblieben. Humor, Brutalität, packende Kämpfe und witzige Dialoge geben sich die Hand. Muss man eben noch schlucken über das gelesene Gemetzel, blödeln auf der nächsten Seite die Protagonisten bereits schon wieder miteinander. Die Fußnoten im Buch sind seltener geworden (nicht mehr zu vergleichen mit den ausufernden im ersten Band) aber immer noch vorhanden. Der Text liest sich flüssig und angenehm. Lustig auch die Begebenheit, in der in der Bibliothek der roten Kirche auf einmal die ersten beiden Nervernight Bücher von Jay Kristoff auftauchen und die Lehrer genau das lesen, was Kristoff uns Lesern in ihnen präsentiert hat. Das ist genau so, als wenn Gandalf der Graue irgendwo im Auenland sitzt und dort den Herrn der Ringe von J. R. R. Tolkien liest. Da konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Fazit
Fantasy ist eigentlich nicht so mein Ding, aber hier muss ich eine Ausnahme machen. Die Nevernight Trilogie hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich habe die Bücher verschlungen, die Protagonisten geliebt und mit ihnen gefiebert. Der Unterhaltungswert ist enorm für mich, 5 von 5 Sternen. Die Reihe ist für mich eine runde Sache, die keine Fragen oder Wünsche offengelassen hat. Halt, ich muss mich korrigieren, denn einen Wunsch hat sie doch offengelassen. Den Wunsch auf einen vierten, fünften oder gar sechsten Band. Und das sagt doch wohl alles darüber aus, wie toll ich die Reihe fand. Oder? Eine absolute Leseempfehlung für alle drei Bücher.
 


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