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George Mann

Affinity Bridge

  • Autor:George Mann
  • Titel: Affinity Bridge
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Piper
  • Datum:01 September 2011
  • Preis: EUR

 
»Affinity Bridge« von George Mann


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Sir Maurice Newberry, seines Zeichens offiziell als Museumsdirektor in London tätig, inoffiziell jedoch als Agent der Krone beschäftigt, wird von seinem alten Freund Sir Charles Bainbridge, Inspector bei Scotland Yard, um Hilfe gebeten. In London sind in den letzten Tagen und Wochen mehrere Personen eines gewaltsamen Todes gestorben – erwürgt durch die Hände eines angeblichen Geisterpolizisten. Zusammen mit seiner Assistentin Veronica Hobbes will sich Newberry in die Tiefen des Falles stürzen. Bevor es jedoch so weit kommt, wird er durch eine persönliche Anforderung von Queen Victoria zu einem anderen Fall abberufen.
Im Finsbury Park ist ein Luftschiff abgestürzt. Es gibt keine Überlebenden. Der Pilot, der sich nicht unter den Opfern befindet, ist spurlos verschwunden. Warum für diesen Fall eigens Sir Newberry angefordert wurde und warum der Fall so wichtig für die englische Krone ist, erfährt Maurice wenig später. Die Opfer waren alle mit einer Fußfessel an den Sitzen angebunden und einer von ihnen ein entferntes Mitglied der königlichen Familie.
Es dauert nicht lange und Sir Newberry wird klar, dass beide Fälle eng miteinander verknüpft sind. Aber, es ist noch ein langer Weg den er und seine Assistentin beschreiten müssen um die Hintergründe der Mordserie und des Absturzes zu ergründen.

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Gleich in seinem ersten Buch um die Ermittler Sir Newberry und Veronica Hobbes fährt der britische Autor George Mann schweres Geschütz auf. Sein Buch entpuppt sich als munterer Mix aus Horror, Steampunk und Kriminalroman - wobei das Hauptaugenmerk jedoch eindeutig auf dem kriminalistischen Aspekt liegt.

Das England des Jahres 1901 wird als schillerndes und im Aufbruch befindliches Land geschildert. Gerade hat man angefangen Pferdedroschken durch dampfgetriebene Automobile zu ersetzen. Ebenfalls dampfbetriebene Luftschiffe werden gebaut und selbst die Erschaffung des künstlichen Menschen „scheint“ bevorzustehen. Es wurden Fortschritte in der Medizin gemacht, Königin Victoria durch eine, mehr oder weniger, künstliche Lunge am Leben erhalten. Eine neue, aufregende Zeit steht ohne Frage bevor. In bester Sherlock Holmes und Doktor Watson Manier machen sich die beiden Protagonisten an die Auflösung des Falles. Genau wie Holmes birgt auch Sir Newberry ein dunkles Geheimnis – er ist drogensüchtig.

Den Protagonisten fehlt bisweilen die Lebhaftigkeit und Frische, die Dialoge wirken teilweise etwas hölzern und steif. Bei zwei Figuren, auch wenn sie Vorgesetzte und Untergebene sind, die immer wieder als schlagfertig und spitzfindig dargestellt werden, erwartet man mehr. Das kann aber eventuell auch an der Übersetzung liegen die ich leider, da ich das Original nicht vorliegen habe, schlecht bewerten kann.

Auf die Protagonisten an sich wird sehr wenig eingegangen, dadurch wirken sie bisweilen relativ eindimensional. Von Sir Newberry erfährt man so gut wie gar nichts, was eigentlich sehr schade ist, da gerade er, bedingt durch seinen Einsatz als Agent der Krone, doch bestimmt ein aufregendes und abwechslungsreiches Leben führt. Etwas aufgefrischt wird das ganze zwar durch einen kurzen Abriss über seine Vorliebe für Obskures und Mythisches, bleibt aber im großen und ganzen zu oberflächlich. Von seiner Assistentin Veronica Hobbes erfährt man noch weniger, wobei ich mal vermute, dass ihre Schwester, die in einem Sanatorium lebt, in den nachfolgenden Bänden noch eine wichtigere Rolle spielen wird. Ebenso lässt der kurze Epilog darauf schließen, dass Veronica Hobbes nicht die ist, für die sie sich ausgibt. Das könnte noch recht spannend werden.

Nachdem sich in den letzten Jahren die Vampire einer Renaissance erfreuen durften und sowohl filmisch wie auch schriftstellerisch ausgeschlachtet wurden, scheint sich das neuere Hauptaugenmerk nun auf Untote und Widergänger zu konzentrieren. Man mag nur an die Bücher von Brian Keene oder J.L. Bourne denken. Allerdings wirkt in Affinity bridge das Horrorszenario doch recht aufgesetzt und überflüssig. Vermutlich hat es lediglich dazu gedient die ganze Geschichte etwas interessanter zu gestalten und auch als genreübergreifender Faktor zu fungieren. Nötig wäre die Geschichte rund um die Untoten jedoch nicht gewesen. Zwar spielt dieser Aspekt in der Auflösung der Story eine sehr wichtige Rolle, hätte aber in dieser Form nicht zwingend nötig sein müssen. Schade auch das der Autor auf die Ursache, wie es überhaupt zu dieser Seuche kam, nicht weiter eingeht. Sie ist halt da, im fernen Indien zum ersten Mal aufgetreten und über Infizierte nach England eingeschleppt worden. Mehr erfährt man nicht darüber. Ebenso wenig warum man von Seiten des Staates nichts drastisches unternimmt um die Seuche, die mitten in London grassiert und die Bewohner umbringt, zu bekämpfen. Die halbherzigen Versuche den Untoten den Garaus zu machen sind nicht sehr erfolgreich.

Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass der Autor zwar bestimmte Erwartungen im Bereich Phantastik wecken wollte, dann diese jedoch konsequent eben nicht erfüllt hat. So entpuppt sich der Komplex Untote/mordender Geisterpolizist zwar als netter Einfall, aber halt auch als Luftnummer, bzw. als Versuch aus einem normalen Kriminalfall etwas "mehr" machen zu wollen.

Was bleibt ist dennoch ein kurzweiliges Lesevergnügen mit einer spannenden Geschichte bei der man sich auf weitere Abenteuer von Sir Newberry und Miss Hobbes freuen kann.

 


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