Farmer, Philip José
Das dunkle Herz der Zeit
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»Das dunkle Herz der Zeit« von Farmer, Philip José
Mit „Das dunkle Herz der Zeit“ legte Philip José Farmer 1999 einen waschechten Tarzan-Roman vor, welchen der Heyne Verlag Ende 2000 seinen Lesern offerierte. Farmer zählt auch hierzulande zu den interessantesten und immer wieder überraschenden Autoren der amerikanischen Fantasy- und Science fiction-Literatur. Berühmt machten ihn u. a. seine frühen Romane, in denen das Thema Sexualität mit Außerirdischen angeschnitten wurde, welches bis dahin eher ein Tabu-Gebiet darstellte. Zu seinen gelungensten Werken zählt zweifelsohne der Flusswelt-Zyklus. Einer der spannendsten Fantasy-Zyklen überhaupt ist sicher „Die Welt der tausend Ebenen“. Ein späterer Roman „Der Zorn des roten Lords“, der dieses Werk tangiert, kann aber nicht an die damalige Genialität anknüpfen.
In dem Roman „Das dunkle Herz der Zeit“ der Edgar Rice Burroughs, dem Schöpfer der Tarzan-Romane, alle Ehre gereicht, befindet sich Tarzan auf der Suche nach seiner Frau. Vor Jahren brannten deutsche Soldaten Tarzans Herrenhaus nieder und versuchten die Entführung seiner Frau Jane zu verschleiern, indem man eine verbrannte Leiche zurückließ. Doch Tarzan erfuhr, dass sich Jane in der Gefangenschaft eines Deutschen befindet. Während dieser Suche muss er feststellen, dass es verfolgt wird. Für lange Zeit bleibt ihm diese Jagd ein Rätsel. Er weiß nicht, welche Ziele der Expeditionsleiter Helmson verfolgt und dass dieser im Auftrag eines amerikanischen Multimillionärs arbeitet, um ein großes Rätsel zu lüften. Somit gibt der steinreiche Stonecraft größere Teile seines Vermögens aus, um die Expedition auszurüsten, die den Affenmenschen fangen soll. Natürlich ist Tarzan nicht so ohne weiteres einzufangen und hat man ihn, ist dies selten für längere Dauer. Doch Tarzan muss feststellen, dass noch ein anderes Wesen auf seiner Spur ist. Hierbei handelt es sich um den Bärenmenschen Rhab, der eigene Ziele verfolgt und verfolgen muss. Um die mörderische Jagd im Herzen Afrikas zu überleben, handeln Affen- und Bärenmensch gemeinsam und schließlich gesellt sich noch ein Harfner hinzu, der den geheimnisvollen und todbringenden Geisterfrosch aufspüren will.
Und immer wieder sind Helmson und dessen undurchsichtiger Gefährte Fitzpagel auf seiner Fährte. Beide wollen nicht nur Tarzan in ihre Hände bekommen, sondern auch jenes sagenhafte Land erreichen, von dem eine uralte Aufzeichnung eines Spaniers berichtet. Hier erhoffen sich die Weißen viel Gold.
Unter größten Strapazen und Gefahren erreichen die unterschiedlichen Gruppen das geheimnisvolle Land. Tarzan und seine Gefährten werden abermals gefangengenommen und müssen eine seltsame Prüfung am dunklen Herz der Zeit bestehen, die ein tödliches Ende haben könnte. Als auch noch Naturgewalten zuschlagen und der unheimliche Geisterfrosch auftaucht, scheint es kein Entrinnen mehr zu geben. Außerdem enttarnt sich auch noch der mysteriöse Fitzpagel.
Farmers gelungener Versuch, eine in der Literatur bekannte Figur wieder zu aktivieren, ist für ihn nicht neu. Ähnliches geschah ja schon mit dem Zauberer von Oz oder Jules Vernes Helden Phileas Fogg. Aber gerade für den vorliegenden Roman gebührt dem Autor großer Respekt. Des öfteren mag man kaum glauben, dass das Werk nicht aus der Feder von Burroughs stammt. Man spürt die einfache aber doch sehr unterhaltsame Erzählweise und das Geschehen wird an keiner Stelle langweilig. Hervorzuheben ist der Aspekt, dass Farmer auf den Aspekt des weißen Übermenschen und des schwarzen Untermenschen weitgehend verzichtet, ohne dabei dem Stil von Burroughs untreu zu werden. Gerade in der heutigen Zeit sind solche Glorifizierungen absolut nicht angebracht, doch waren diese für die 20er und 30er Jahre typisch.
Inwiefern es sich bei diesem Roman wirklich um einen unvollendeten Band des Tarzan-Schöpfers handelt, sei dahingestellt. Der Rezensent selbst hat nur wenige gelesen, doch einen Verweis auf dieses nicht beendete Buch konnte er nicht finden.
Da Tarzan am Ende des Buches nicht seine Frau gefunden hat, liegt die Vermutung nah, dass Farmer noch den einen oder anderen diesbezüglichen Roman veröffentlichen will. Für die Leser wäre es auf jeden Fall wünschenswert. Wenn an dem Roman etwas überrascht, dann ist es der Aspekt, dass die Suche nach Jane im Verlauf der Handlung immer weiter in den Hintergrund tritt. Dafür dominiert im Gegensatz zu dem einen oder anderen Roman von Burroughs der Fantasyaspekt. Das soll aber auf keinem Fall heißen, dass die Tarzan-Romane von Edgar Rice Burroughs nicht dem Genre der Fantasy zuzuordnen sind. Und ein ganz klein wenig Science Fiction gönnt sich der große Meister Farmer doch noch. In der von Gott geschaffenen Stadt erfährt man, dass diese durch Wesen, die von den Sternen kamen, erschaffen wurde und diese „Götter“ die eigentliche Ursache für das merkwürdige Geschehen dort sind..
Auf den knapp 350 Seiten werden die meisten Handlungen knapp und sehr unterhaltsam vorangetrieben. Sicher wünschte man sich als Leser hin und wieder mehr Details, doch das war weder das Anliegen von Farmer noch wäre es das von Edgar Rice Burroughs gewesen. Köstlich ist die Darstellung des Sekretärs Bevan, der seinem Herrn Stonecraft dient und versucht, daraus möglichst maximalen Profit zu schlagen.
„Das dunkle Herz der Zeit“ ist ein wunderbarer Fantasy-Roman. Natürlich wird das Werk nie der High-Fantasy zugerechnet werden können, doch das war auch nicht beabsichtigt. Und das Sheeta auch mal Sheetah geschrieben wird, beeinträchtigt das Lesevergnügen nicht. Das Buch wird mit 9 Punkten bewertet.