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Brandon Q. Morris

Tachyon 2
Das Schiff

  • Autor:Brandon Q. Morris
  • Titel: Das Schiff
  • Serie:Tachyon 2
  • Genre:SF
  • Einband:Paperback
  • Verlag:FISCHER Tor
  • Datum:27 September 2023
  • Preis:18.00 EUR

 
»Das Schiff« (Tachyon 2) von Brandon Q. Morris


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
Talut Forest ist Waldarbeiter auf dem Planeten Terra Nova, wo sich das Leben in den Kronen der zwanzig Kilometer hohen Bäume abspielt. Als er plötzlich gefeuert wird, nimmt er das erstbeste Jobangebot an: eine halsbrecherische Expedition, zwanzig Kilometer abwärts ins Unbekannte. Doch dort unten erwartet Talut das nächste lebensgefährliche Rätselspiel, und etwas Dunkles erhebt sich aus der Tiefe …
Zeitgleich jagt Privatermittler Monte den geheimen Forschungsdaten der Tachyon-Physikerin Tailin nach – und er ist nicht der Einzige. Hat Tailin wirklich eine Waffe entwickelt? Auf wessen Seite steht eigentlich Montes Auftraggeberin, die Admiralin? Und woher stammen die seltsamen Löcher in der Realität, die ihm immer öfter begegnen?
Monte muss sich dringend Verbündete suchen. Und er muss sich beeilen, denn die Menschheit steht vor einer noch sehr viel größeren Bedrohung.

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Es heißt ja immer, dass der zweite Band einer Trilogie mitunter etwas abfällt und oft als Lückenfüller fungiert. Für das vorliegende Buch trifft das für mich jedoch definitiv nicht zu. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich muss sogar gestehen, dass Tachyon Das Schiff mich stellenweise sogar richtig begeistern konnte.

Auch wenn zahlreiche der Protagonisten aus dem ersten Buch hier nur noch namentlich erwähnt werden und vorerst keine Rolle mehr spielen (Mark Decker, Tailin und Yini), rückt der Autor dafür jedoch zwei andere bekannte Protagonisten in den Vordergrund und schafft mit Talut Forest noch einen ganz neuen Charakter – und stellt diesen auch gleich als geschichtstragenden Protagonisten vor. Das ist nun nicht unbedingt verwunderlich, denn sowohl Mark Decker, wie auch Yini und ihre Mutter, befinden sich ersteinmal noch im Kälteschlaf und können daher nicht in das Geschehen eingreifen.

Wer sich jedoch nicht im Kältschlaf befindet ist Yinis Bruder Kang – und somit kommen wir auch gleich zur ersten Ebene der dreigeteilten Geschichte. Kang bereut den Verrat an seiner Schwester und möchte alles wieder gut machen, weiß jedoch nicht wie er das genau machen soll. Durch Zufall gerät er an den Ermittler Pedramonte (der zweite Handlungsstrang), welcher von Yinis und Kangs Ziehmutter einen geheimnisvollen und gefährlichen Datenspeicher übergeben bekommen hat. Auf diesem Speicher sind Informationen zu einer Tachyonen Waffe hinterlegt, einstmals von Yinis und Kangs biologischer Mutter Tailin zusammengetragen. Pedramonte und Mike Wilson beschließen, sich zusammen in eine mehrere Jahre dauernden Stase versetzen zu lassen um Yini und Tailin hinterher zu reisen. Bei der Gelegenheit erfährt Pedramonte dann auch, dass er sich unter der geistigen Kontrolle einer KI namens X7 befindet und von ihr nach belieben ruhig gestellt werden kann. Offensichtlich ist Pedramonte nicht der, der er zu sein glaubt.

Im letzten Handlungsstrang geht es um Talut Forest, einem Eingeborenen / Siedler auf dem Planeten Terra Nova. Terra Nova ist ein Planet, der hauptsächlich von riesigen Bäumen bewaldet ist und dessen Einwohner in den Gipfeln dieser Bäume leben. Talut begibt sich mit einer Gruppe Wissenschaftler auf eine Expedition die zum Grund des Waldes aufbricht um dort nach Mineralien zu forschen. Später erfährt Talut das dies eine Lüge ist und das eigentlich Ziel der Expedition die Erforschung eines Raumschiffes tief in der Erde war. Soviel erst einmal zum Inhalt der Geschichte.

Mit Talut hat Morris einen interessanten und sympathischen Charakter erschaffen. Im letzten Band wird er vermutlich noch eine bedeutende Rolle spielen. Aber auch Pedramonte ist nicht so ganz ohne. Was man über ihn neues erfährt ist recht überraschend. Er steht unter dem Bann einer KI, die quasi über sein Restbewusstsein Herr ist und ihn nach Belieben aus- und wieder einschalten kann. Die Rolle von Kang hingegen scheint ausgereizt zu sein, denn in dem Augenblick indem Yini aus der Stase erwachen wird, sollte er rund 80 Jahre alt sein, da er sein Leben ohne Stase gelebt hat. Tief ins Geschehen werden dann aber wohl wieder Mark Decker, Yini und Tailin eingreifen, für die zwar 60 Jahre vergangen sind, jedoch ohne Alterungsprozess. Ich freu mich schon drauf wieder von ihnen zu lesen.

Die Handlung selbst macht einen entscheidenden Fortschritt. Ein weiterer Protagonist, in Form eines Raumschiffes unbekannter Herkunft, ist über Terra Nova erschienen. Waffentechnisch ist es den Menschen überlegen. Welches Ziel es (oder die Besatzung) verfolgt ist ungewiss. Ebenso wie das Ziel der KI X7, die sich in Pedramonte eingenistet hat. Das verspricht für den dritten Band auf jeden Fall jede Menge Action und Spannung.

Chronologisch gesehen ist das Ende des Buches irgendwo in der Mitte der Geschichte anzusiedeln. Es beginnt vor der Expedition an der Talut teilnimmt und deckt dann den weiteren Verlauf, nach dem Start des fremden Raumschiffs von Terra Nova, ab. Erzähltechnisch macht das durchaus Sinn, denn wäre es anders gewesen, hätte der Leser gleich zu Anfang des Buches bereits um den wahren Sachverhalt der Expedition gewusst. Da wäre dann die Überraschung nur halb so groß gewesen.

Etwas ratlos läßt mich die kurze Episode auf Sirius AB zurück. Anfangs dachte ich, dass es sich bei der zerstörten Welt, die von Jerome erkundet wird, um Terra Nova gehandelt hat, zeitlich scheint das aber nicht unbedingt zu passen. Mal abwarten, ob Morris im dritten Teil diese Episode wieder aufgreift.

Wie schon bei Morris gewohnt, hat er am Ende des Buches wieder ein kleines Extra drangehangen. In diesem Fall einen Reiseführer zu beliebten, extravaganten oder einfach nur von Menschen besiedelten Sonnensystemen. Er geht bei diesen kurz auf ihre Entstehungsgeschichte und den dort herrschenden Verhältnissen ein. Das ganze halt in Form eines Reiseprospektes, wie es in einem möglichen Reisebüro ausliegen könnte. Bei jedem der aufgelisteten Sonnensystemen steht als letzter Satz jeweils ein kleines witziges Bonmot des Herausgebers: Reisefieber-Verlag, Neovalles, 2. Auflage 2740. Wirklich sehr nett gemacht.

Fazit
Eine tolle und gut geschriebene Geschichte, die wirklich Spaß auf den dritten Teil macht. Mit dem Planeten Terra Nova hat Morris zudem eine fantastische Welt kreiert, die in vielen Dingen an den Planeten Welt 41 aus Ursula K. Le Guins Roman Das Wort für Welt ist Wald oder an Alan Dean Fosters Buch Die denkenden Wälder erinnert. Spannend, abwechslungsreich und geheimnisvoll. Hat wirklich Spaß gemacht das Buch zu lesen. Daher: Daumen hoch!
 


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