Bova, Ben
Rückkehr zum Mars
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»Rückkehr zum Mars« von Bova, Ben
Sechs Jahre nach dem ersten bemannten Flug zum Mars, macht sich zum zweiten Mal ein Team, unter der Leitung von Jamie Waterman, auf den Weg zum roten Planeten. Jamie Waterman war auch schon bei der ersten Mission dabei. Diesmal muß er sich allerdings mit einigen grundlegenden Veränderungen abfinden. Diente die erste Expedition noch ausschließlich wissenschaftlichen Interessen, so steht nun der ökonomische Aspekt im Vordergrund. Diese zweite Mission soll einen hohen Gewinn abwerfen. Eine Tatsache, die Jamie Waterman alles andere als begeistert. Für ihn zählt nur eines: Endlich den Beweis zu erbringen, daß es auf dem Mars intelligentes Leben gegeben hat oder sogar noch gibt. Jamie ist nach wie vor sicher auf seiner ersten Mission eine Felsenbehausung, eine Art Pueblo-Dorf, auf dem Mars gesehen zu haben. Beweise oder Zeugen dafür gibt es allerdings nicht. Seine Theorie wird allgemein belächelt und man legt ihm nahe, sich von dieser Behauptung zu distanzieren. Da die finanziellen Mittel zur zweiten Mission überwiegend aus privaten Quellen stammen, muß er sich den Interessen der Investoren fügen. Die wiederum, wollen aus dem Mars eine Touristen Attraktion machen.
Dex Trumball, sein direkter Gegenspieler, Geophysiker und Sohn des Hauptinvestors der Marsmission, gehört zu Jamies Team und sitzt ihm ständig im Nacken. Schon während der fünfmonatigen Reise zum Mars kommt es zwischen Jamie und Dex immer wieder zu Spannungen. Da aber beide ganz unterschiedliche und eigenwillige Ziele verfolgen, die außerhalb des allgemeinen Missionsplans liegen und nicht genehmigt sind, schließen sie schließlich einen Kompromiss, der beiden gerecht wird. Nicht nur auf dem Mars muß Jamie sich als Missionsleiter immer wieder behaupten und seine Autorität beweisen. Auch der Druck, den die verantwortlichen Funktionäre auf ihn ausüben, wird immer größer.
Nach der Landung auf dem Mars, verläuft die Mission trotzdem wie geplant und die Stimmung unter dem achtköpfigen Team ist gut und professionell. Die ersten Exkursionen werden gestartet und die Wissenschaftler gewinnen neue Erkenntnisse, die auf der Erde eine regelrechte Hysterie auslösen. Die größte Entdeckung seit Menschengedenken bahnt sich an. Jamie und sein Team sind voller Enthusiasmus und gehen dabei so manches Risiko ein. Die ganze Mission scheint ein voller Erfolg zu werden. Doch dann passieren merkwürdige Dinge. Die Unfälle häufen sich und der Mars scheint plötzlich zur Todesfalle zu werden. Zuerst schenkt niemand diesen Vorfällen besondere Beachtung. Alle glauben an unglückliche Zufälle. Einer aus Jamies Team wird jedoch mißtrauisch. Er vermutet, daß hinter den Unfällen gezielte Sabotage steckt. Jamie Waterman weigert sich jedoch an Sabotage zu glauben. Was er allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen kann, ist die Tatsache, daß ein Mitglied seines Teams langsam, aber sicher, den Verstand verliert.
Die ganze Mission droht plötzlich zu scheitern und niemand hat eine Ahnung, um wen es sich bei dem Saboteur handelt. Die acht Wissenschaftler wissen nur eines:
„Unter ihnen befindet sich ein Wahnsinniger und in der Einsamkeit des roten Planeten, wird diese Tatsache zu einem unheimlichen Albtraum“.
Mit „Rückkehr zum Mars“, liegt nun endlich Ben Bovas lang erwartete Fortsetzung zu „Mars“ vor. Das Abenteuer geht weiter und das nicht minder spannend als im ersten Teil. (Dabei ist es nicht zwingend notwendig den ersten Band zu lesen. Rückkehr zum Mars ist eine in sich abgeschlossene Geschichte.)
Hier handelt es sich um großartige, klassische Science Fiction. Eine zum Teil Geophysikalische Studie über den Mars, gepaart mit den Elementen eines Thrillers, verdichtet sich das ganze zu einem spannungsgeladenen Roman, von dem sich so mancher Krimiautor eine Scheibe abschneiden könnte.
Ben Bova zählt zweifellos zu den Meistern der klassischen Science Fiction. Bewußt verzichtet er auf spektakuläre Effekthascherei, bösartige Aliens oder dergleichen. Stattdessen setzt der Autor auf Suspense in bester Hitchcock-Manie und schürt die tiefen und verborgenen Ängste vor dem Unbekannten. Das alles geht dem Leser tief unter die Haut und erzeugt eine fast unerträgliche Spannung.
Kein anderer Planet unseres Sonnensystems übt eine ähnlich große Faszination auf den Menschen aus wie der Mars. Schon mit bloßem Auge erkennt man deutlich die rötliche Färbung des Himmelskörpers. Im Jahre 1877 überraschte der Astronom Giovanni Schiaparelli die Fachwelt mit der Entdeckung schmaler, dunkler Linien, die sich über die Marsoberfläche ziehen. Rasch war die Legende der Marskanäle geboren, die seither viele Menschen glauben läßt, der rote Planet sei von intelligenten Lebewesen bewohnt.
Ben Bova gelingt es auf geniale Weise den Mythos um den roten Planeten mit den derzeitigen Erkenntnissen der Wissenschaft zu verbinden. Sein Roman ist eine Mischung aus gewagter Spekulation und hervorragend recherchierten Material des gegenwärtigen Wissensstandes über den Mars. Eine vielleicht nicht mehr all zu ferne Zukunft, die einen Traum der Menschheit in immer greifbarere Nähe rückt.
Fazit: Eine beklemmende und düstere Atmosphäre, die sich auf knapp 700 Seiten zu einem kleinen Meisterwerk verdichtet und jede einzelne davon, absolut lesenswert macht.
Der Leser spürt regelrecht die klaustrophobischen Ängste der Astronauten, die in ihren engen Raumanzügen entstehen. Fünf Männer und drei Frauen, darunter ein Geisteskranker. Die Ungewißheit über die Identität der geistesgestörten Person geht zusätzlich unter die Haut und zerrt an den Nerven. Jede einzelne Figur der Erzählung wirkt durch die großartigen Dialoge überaus glaubhaft und lebendig und rundet das Bild, eines meiner Meinung nach Bestsellers, letztendlich ab. Rückkehr zum Mars setzt Maßstäbe, an denen andere Science Fiction - Autoren kaum vorbeikommen. Selbst philosophischen Ansprüchen wird Bova gerecht. Freunde klassischer Science Fiction werden diesen Roman lieben und garantiert irgendwann noch einmal lesen.
Der Mars wird für den Leser am Ende zu einem Mythos und ich ertappe mich dabei, wie ich in manch sternklarer Nacht zum Himmel aufschaue und Ben Bovas Romanfiguren irgendwo dort draußen vermute, auf der Suche nach dem Unbekannten.