Bernd Perplies Magierdämmerung 3
In den Abgrund
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»In den Abgrund« (Magierdämmerung 3) von Bernd Perplies
Der neue erste Lordmagier Victor Wellington hat an Bord der Nautilus, zusammen mit seinen Getreuen und den gefangenen Anhängern von Lordmagier Dunholm, Atlantis erreicht. Zügig geht er dran, seine perfiden und grausamen Pläne umzusetzen. Trotz seiner Beteuerungen dies alles für das Britische Empire zu tun ist es doch so, dass er selbst nach der Macht, die von der Magie ausgeht, und der Weltherrschaft strebt.
Seine Gegner versuchen unterdessen alles ihnen mögliche zu unternehmen um Wellington in die Schranken zu weisen und die Quelle der Wahren Magie zu schließen. So machen sich gleich vier bunt zusammengewürfelte Parteien nach Atlantis auf, jede auf sich allein gestellt und von der bloßen Hoffnung getrieben irgendetwas erreichen zu können.
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Es ist echt phantastisch und wunderbar was Bernd Perplies da in drei Bänden geschaffen hat. Jederzeit lesenwert und gespickt mit vielen liebenswerten Charakteren. Ich mag gar nicht daran denken, dass die Geschichte rund um Kentham, Brown und Holmes nun zu Ende ist. Aber, wie es jeder gute Schriftsteller mittlerweile praktiziert, hat sich Perplies noch einige offene Fäden übrig gelassen die durchaus für eine potentielle Fortführung der Geschichten sprechen. So ist das weitere Schicksal von Robert Pennington noch nicht geklärt, auch Jack, „der Fliegende Holländer“, hat eine Reise mit ungewissem Ausgang angetreten, genauso wie Jonathan und Kendra. Und, was wird aus den Überlebenden des Magierzirkels? Nicht das hier der Eindruck entsteht die Geschichte sei nicht abgeschlossen, dass ist sie definitiv, nur, es gibt halt noch ein paar Schlupflöcher zur (hoffentlich erscheinenden) Fortsetzung die sich Bernd Perplies offen gelassen hat.
Der Höhepunkt der Geschichte mutet schon fast wie die legendäre Western-Schießerei am O. K. Corral an, bei der sich die Earps und die Clantons ein wildes Feuergefecht lieferten. Geradezu vortrefflich in Szene gesetzt, wenn sich die Widersacher von Lord Wellington in gleich vier Parteien auf den Weg nach Atlantis machen. Jonathan und Kendra an Bord des legendären Fliegenden Holländers; Holmes, Brown und Signora Diodato an Bord der Gladius Dei; Wovoka, der indianische Seher mit den amerikanischen Magiern und Marines an Bord des Panzerkreuzers U.S.S Brooklyn und, last but not least, die Briten Cutler, Dr. Westinghouse und die Urenkelin der englischen Königin, Feodora, an Bord der Turbinia. Obwohl alle zu unterschiedlichen Zeiten und von unterschiedlichen Orten aufbrechen, treffen sie alle, mehr oder weniger gleichzeitig, am Ort des Geschehens ein. Die Gruppen selber sind bunt zusammengewürfelte Haufen, bestehend aus Deutschen, Italienern, Amerikanern und Engländern – und alle verfolgen endlich mal das gleiche Ziel. Jede Gruppe trägt ihren Teil zur Rettung der Welt und bei der Bekämpfung der Quelle der wahren Magie bei.
Im vorliegenden Band wird zudem noch ein neuer Charakter eingeführt. Feodora Victoria Auguste Marie Marianne von Sachsen Meiningen, die Urenkelin der englischen Königin Queen Victoria. Ihre Rolle ist zwar durchaus wichtig, jedoch auch überschaubar. Der Charakter scheint aus einem Preisausschreiben hervorgegangen zu sein, in dem die Leser aufgefordert wurden, einen Vorschlag zur Schaffung einer weiteren Figur einzureichen. Feodora ist nun das Ergebnis. Eine junge Frau die ihre magischen Fähigkeiten entdeckt, aber noch nicht damit umzugehen weiß und darum noch Anleitung braucht. Zwar recht nett und sympathisch beschrieben, erinnert sie allerdings leider auch sehr stark an Kendra McKellen. Feodora wäre daher meines Erachtens nicht unbedingt nötig gewesen. Wenn man schon eine Figur wie Kendra hat, sollte man diese auch weiter ausbauen. Das hat der Autor leider etwas versäumt. Nach einem starken Auftritt im ersten Buch verschwindet Kendra in den darauffolgenden Bänden leider etwas im Hintergrund. Fast könnte man sie für ein Anhängsel von Jonathan halten.
Menschliche Abgründe findet man nun auch bei Victor Wellington. Konnte man im ersten Band vielleicht noch zu seinen Gunsten annehmen das er lediglich die falschen Maßnahmen zur Erreichung eines höheren Zieles ergriff, so zeigt er nun seine wahre Menschenverachtung. Das Schicksal das er seinen Gefangenen und ehemaligen Mitstreitern im Zirkel zugedacht hatte hätte unmenschlicher nicht sein können. Eine ebenso unrühmliche Rolle spielen auch Emilio Scarcatore aus dem Vatikan und, leider, Hauptmann von Stein, welche beide vor Folter nicht zurückschrecken. Hier stellt sich dann auch die Frage, ob man in einer Notsituation die gleichen Mittel anwenden darf wie die Leute, die man eigentlich bekämpft. Heiligt der Zweck wirklich die Mittel? Ein moralisches Dilemma.
Die einzigen Wermutstropfen in der Geschichte waren für mich der Franzose und die „neue“ Elisabeth Holbrook. Das Wiederauftauchen des Franzosen und die damit verbundene geistige Übernahme von Robert Pennington war überflüssig, man hätte ihn besser in der Magiespalte verschwinden lassen sollen. In Filmen kommt es immer wie eine „billige Effekthascherei“ vor wenn der vermeintlich tote Mörder auf einmal wieder auftaucht und nochmals getötet werden muss – diesmal dann aber richtig. Auch die Wandlung von Elisabeth in den Racheengel Tisiphone war nicht so der glückliche Schachzug. Zu schnell hat sie sich mit ihrer neuen Rolle und Daseinsform abgefunden. Für ein unschuldiges junges Mädchen des 19. Jahrhunderts, das von all diesen Dingen nichts wusste, ging das einfach zu schnell. Der Sinneswandel ist für mich in der Form und in der Kürze nur schwer nachvollziehbar.
Aber auch diese beiden Punkte konnten meinen mehr als positiven Gesamteindruck der Trilogie in keinster Weise schmälern. Die Reihe ist ungemein unterhaltend und fesselnd, der Schreibstil von Perplies angenehm zu lesen. Die Beschreibung der Magie und ihrer Anwendung ist so erschreckend logisch und einleuchtend das man sich die bange Frage stellt: „Ist es vielleicht doch möglich das ….“
Mein abschließender Tip kann daher nur lauten: Kaufen und lesen!