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Tobias Quast

Raubtieraugen

  • Autor:Tobias Quast
  • Titel: Raubtieraugen
  • Serie:
  • Genre:Horror
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Knaur TB
  • Datum:02 November 2021
  • Preis:14.99 EUR

 
»Raubtieraugen« von Tobias Quast


Besprochen von:
 
Elohym78
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Nach Jahren der Trennung, darf Julius endlich seine Tochter Emilia an Weihnachten begrüßen. Doch das Fest der Liebe läuft anders als geplant: Julius verliert seinen Job, seine Wohnung und seine Freunde wenden sich von ihm ab. Wie aus dem Nichts taucht sein Retter in Form von Philip und seiner Mutter Agatha auf. Sie laden die beiden nach Wargrave Castle in die North York Moors ein und bescheren ihnen ein unvergessliches Weihnachtsfest!

Tobias Quast hat einen schnellen, teils brutalen, immer spannenden und gut zu lesenden Schreibstil. Er vereint gekonnt Geschehnisse nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Weihnachtsfest von heute. Das gesamte Buch über suchte ich nach einer Verbindung, spekulierte mal in diese, mal in jene Richtung; war mir sicher, endlich des Rätsels Lösung gefunden zu haben und verwarf doch wieder alles. Ich liebe solche Ratespiele, die mich neben einem packenden Schreibstil beschäftigt halten und meine eigenen Überlegungen anregen.
Tobias Quast ist es gelungen, in seinem Roman gleich zwei sehr unheimliche und bedrückende Ort zu erschaffen. Zum einen München in der Nachkriegszeit. Zerstörung und unsägliches Leid, wohin das Auge blickt. Hunger, Elend, Angst und ein Hauch von Neubeginn prägen diesen Erzählstrang ebenso, wie nackte Panik. Denn ein Mörder geht in der Stadt um, dem kein Kraut gewachsen scheint. Die Behörden tippen im Dunkeln, einzig eine verwirrte, geistig umnachtete Frau scheint den Täter nicht nur gesehen, sondern sogar erkannt zu haben. Doch sie redet nicht.
Der andere Erzählstrang spielt in England, in der traumhaften Landschaft von North York Moors. Doch statt der bezaubernden Landschaft, der schieren Weite und der betörenden Seeluft spricht Tobias Quast von der Enge des Eingeschneitseins, unheimlicher Begegnungen und einem Grauen, das sich nicht recht greifen lässt. Gibt es Geister und Monster wirklich, oder spielt die Phantasie einfach verrückt?
Ich kann nicht sagen, welcher Part mir besser gefallen, ob Deutschland oder England mich mehr gefesselt, ich heute oder damals grausamer fand. Beides las ich mit Spannung und genoss den Nervenkitzel, da ich mir nie ganz sicher war, wohin die Reise mich führen würde.

Auch die Protagonisten sind dem Autor sehr gut gelungen. Da ich mich allerdings von der Handlung fesseln ließ, fand ich sie nicht ganz so spektakulär, was mich allerdings überhaupt nicht störte. Ganz im Gegenteil! Ich genoss es, mich nicht auch noch mit seelischen Entwicklungen zu beschäftigen, sondern mich ganz dem fortschreitendem Wahnsinn widmen zu können. Denn Tobias Quast schildert anschaulich, wie ein einziges Ereignis einen Menschen zerstören kann, wie die Seele quasi in tausend Teile zerspringt und nur noch an einem seidenen Faden hängt. Stets bibberte ich, wann der Faden reißen und der Wahnsinn überhand nehmen würde!

Und trotz allem fehlte mir der letzte Kick, um das Buch zu einem unvergesslichen Leseerlebnis zu machen. Stellenweise hatte ich das Gefühl, dass Tobias Quast mit angezogener Handbremse schreibt und dieses Buch eher ein Test ist, was seine Leser aushalten können. Oder vielleicht ein Vorgeschmack auf folgende Werke? Auf jeden Fall freue ich mich jetzt schon auf weitere Bücher des Autors!

Mein Fazit

Eine Reise in die menschlichen Abgründe vor der traumhaften Kulisse der North York Moors.
 


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