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Steven Erikson

Das Spiel der Götter 8
Kinder des Schattens

  • Autor:Steven Erikson
  • Titel: Kinder des Schattens
  • Serie:Das Spiel der Götter 8
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Blanvalet Taschenbuch Verlag
  • Datum:20 April 2015
  • Preis:9,99 EUR

 
»Kinder des Schattens« (Das Spiel der Götter 8) von Steven Erikson


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(5)

 
 
In diesem achten Band verlassen wir Genabackis und das Imperium und begeben uns durch den Nebel auf einen anderen Kontinent, nach Lether.

Erzählt wird die Geschichte der Beddict Brüder und der Sengar Brüder. Die Tiste Edur befinden sich in einem Konflikt mit den Letherii um die Vorherrschaft des Landes. Viele Völker und Stämme wurden von den Letherii schon unterworfen und besiegt. Doch die Tiste Edur haben durch den Untergang der anderen Völker viel gelernt. Hannan Mosag, der Kriegshäuptling und Hexenkönig der Edur, vereinigt alle Stämme unter sich. Er beobachtet und analysiert den Feind und lernt seine Taktiken kennen, um im bevorstehenden Krieg gewappnet zu sein. Hannan Mosag schickt die drei Sengar Brüder mit einigen Gefährten hinaus in die Wildnis. Sie sollen ihm ein mächtiges Artefakt besorgen, dass ihn unbesiegbar machen und im bevorstehenden Kampf die Entscheidung bringen wird. Doch das Artefakt erwählt seinen neuen Besitzer selbst. Statt des Hexenkönigs wird Ruhald Sengar, ein junger, hitzköpfiger Krieger, als Träger des Schwerstes berufen. Die Götter haben interveniert und das Schicksal der Tiste Edur nimmt eine neue Wendung.

Nicht nur die Tiste Edur wappnen sich gegen die Letherii. Es herrscht Unzufriedenheit in der Hauptstadt des Reiches. Zu viele Völker wurden assimiliert, die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer, Widerstand regt sich. Im Mittelpunkt der Ereignisse in Letheras steht die drei Beddict Brüder. Hull Beddict schlägt sich auf die Seite der Tiste Edur, Brys Beddict, ein junger und naiver Krieger, tritt in die Königsgarde ein. Und Tehol Beddict spielt im Verborgenen ein undurchsichtiges Spiel, um seine Familie zu rächen.

Kommentar:
Mit diesem Band führt uns Steven Erikson auf völlig neue und abseitige Wege. Es ist eine Geschichte in einer Geschichte, die Trull Sengar seinem Begleiter Onreck versprochen hat. Während der T'lan Immas und der Tiste Edur in Band sieben noch gemeinsam durch Genebackis ziehen, katapultiert uns Trulls Erzählung in seine Heimat, die auf einem fernen Kontinent liegt.

Der Leidensweg des jungen Kriegers beginnt mit einem Verrat, der tausende von Jahren in der Vergangenheit liegt. Nach einer gewaltigen Schlacht gegen die K'Chain Che Malle, wurden die Tiste Andii von den Tiste Edur verraten und vernichtet. Da stets die Sieger die Geschichte niederschreiben, erzählen die Tiste Edur ihren Nachkommen eine andere Version der Ereignisse. Niemand bemerkt, dass dieser Verrat sowohl Amonander Rake, den verschollenen Sohn, als auch die Götter auf den Plan ruft. Obwohl die Götter und die Jaghut abseits stehen und nur Zuschauer in diesem Kampf sind, sorgen sie dafür, dass die Erinnerung an den Verrat und die Vernichtung eines stolzen Volkes nicht in Vergessenheit geraten.

Hauptpersonen in diesem Band sind zwei Brüderpaare. Bei den Tiste Edur sind es die drei Sengar Brüder. Binadas Sengar erinnert etwas an den schnellen Ben. Er hält sich abseits, verfügt über ein großes Potenzial an Magie, er wirkt als Mittler zwischen den Völkern und ist mit Hull Bedicct eine Blutsbrüderschaft eingegangen. Trull Sengar hinterfragt die Handlungen seines Volkes und des Hexenkönigs. Er ist ein Zweifler und hadert stets mit der Welt. Er schaut hinter die Kulissen und ist zutiefst erschüttert, als er erfährt, dass die Herrscher ihr Volk seit tausenden von Jahren belügen. Obwohl ein fähiger Kämpfer, ist er des Kämpfens müde und möchte keinen Krieg. Sein jüngerer Bruder Rhulad ist das genaue Gegenteil. Jung, impulsiv, jähzornig. Er hasst es, ein ungebluteter Krieger zu sein und dürstet nach dem ersten Kampf. Er neidet seinen Brüdern ihr Leben und ihre Erfahrungen. Dieser Neid frisst ihn auf und mündet in eine Katastrophe.

Auf der Seite der Letherii spielen die Beddict Brüder eine entscheidende Rolle in den kommenden Ereignissen. Hull Beddict, der ehemalige Wächter des Königs, fühlt sich von seinem Herrscher verraten. Er wurde, im Auftrag des Königs, als Freund und Aufklärer zu anderen Völkern gesandt. Und mit den Informationen, die Hull über diese Menschen lieferte, wurde deren Vernichtung eingeleitet. Hull kann diese Verantwortung für die Völkermorde nicht tragen, sein Gewissen holt ihn ein und Scham überwältigt ihn. Er wendet sich von den Letherii ab. Sein junger Bruder Brys wird sein Nachfolger in der Königsgarde. Er ist ehrgeizig, jung und naiv, möchte sich aus allen politischen Intrigen heraushalten und lediglich seinem König dienen. Doch am Hof brodelt es und irgendwann muss sich jeder für eine Seite entscheiden. Nach und nach erkennt Brys, warum Hull sich der Verzweiflung hinbegeben hat.

Tehol ist der letzte der drei Beddic Brüder. Er ist der undurschaubarste und interessanteste. Er lebt inmitten der Hauptstadt in völliger Armut und fristet mit seinem Diener Bagg ein schäbiges Dasein. Nach einem Crash an der Börse hat er sein gesamtes Hab und Gut verloren, trotz allem scheint er der einzige Protagonist zu sein, der das Leben in vollen Zügen genießt.

Obwohl es sich hier um den achten Band der Serie handelt, kann dieses Buch augenscheinlich für sich alleine stehen. Leser, welche die vorherigen Bände nicht kennen, können dieses Buch durchaus ohne Vorkenntnisse lesen. Für alle anderen offenbaren sich hier jedoch Zusammenhänge, die zum Verständnis einiger Ereignisse aus Band 1-7 führen..

Man hat das Gefühl, dass der Autor über einen unerschöpflichen Vorrat an Ideen verfügt. Nichts wiederholt sich, es folgt eine Überraschung auf die nächste. Es kommt keinen Moment Langeweile auf, im Gegenteil, man ist begierig nach mehr. Obwohl ich die Brückenverbrenner schmerzlich vermisst habe, finden sich auch hier Figuren, die den Leser in ihren Bann ziehen. Allen voran Tehol und Bagg. Den witzigen, verwirrenden Dialogen von Tehol und Bagg zu folgen, verlangt die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Den hinter diesem scheinbar oberflächlichen Geplänkel der beiden , steckt ein gewaltiger Plan, den das Finanzgenie ausgeheckt hat, um den Verrat an Hull zu rächen. Wie Kruppe, der immer um eine Sache herumredet, nennen Bagg und Tehol nie ihre eigentlichen Absichten.

Zu diesen beiden Männern gesellt sich eine tote Diebin, die durch einen Fluch an das Leben gebunden wurde. Shurq Ellale möchte jedoch nicht riechen und aussehen wie eine Leiche. Um sich ihre Dienste zu sichern, muss Thehol dafür sorgen, dass die Diebin wieder schön und begehrenswert aussieht, wie eine Blume duftet und sich Empfindungen in ihr regen. Kein leichtes Unterfangen und dies sind mit Abstand die witzigsten Momentes des Buches, ich habe stellenweise laut gelacht.

Fazit:
Man wird nicht müde, Steven Erikson in seine phantastische Welt zu folgen. Der Autor wartet mit immer neuen Überraschungen auf und setzt den Leser immer wieder in Erstaunen
 


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