•  
    Leseliste
  •  
    Vogemerkt
  •  
    Rezension
  •  
    Gelesen
  •  
    Neu

Marie Lu

1
Young Elites - Die Gemeinschaft der Dolche


 
»Young Elites - Die Gemeinschaft der Dolche« von Marie Lu


Besprochen von:
 
NannyOgg
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Vor rund zehn Jahren wütete das Blutfieber auf den Kontinenten und in den Seelanden. Adelina hat es wie viele andere Kinder überlebt, ist seitdem aber eine Gezeichnete, ein Malfetto, gefürchtet und gehasst. Sie ist außerdem eine Begabte, eine von den wenigen, die durch das Blutfieber ein besonderes Talent erhalten haben. Ihres ist die Macht, Illusionen zu erzeugen, die von ihrer Wut und ihrer Angst genährt werden.

Nachdem sie auf der Flucht unabsichtlich ihren Vater getötet hat, sitzt sie im Kerker und wartet auf ihre Hinrichtung. Doch im letzten Moment wird sie von der Elite der Begabten gerettet, eine kleine und geheime Gruppe Begabter, deren Ziel es ist, den König zu stürzen und dessen verstoßenen Sohn, selbst ein Malfetto, auf den Thron zu setzen. Adelina schließt sich der Elite, die sich die Gemeinschaft der Dolche nennt, an und beginnt, ihre Kräfte zu erforschen und zu trainieren. Besonders der Anführer der Dolche, Enzo, hat es ihr angetan.

Während Adelina sich mehr und mehr entspannt, muss sie feststellen, dass die Inquisition nach ihrer Flucht nicht untätig war. Der Erste Inquisitor Teren hat Adelinas Schwester in seiner Gewalt und zwingt Adelina, für ihn zu arbeiten. Sie muss sich entscheiden, ob sie ihre Schwester retten und ihre neu gewonnenen Verbündeten verraten will oder ob sie schweigt und ihre Schwester damit willentlich in den Tod schickt. Während sie sich immer mehr in Lügen verstrickt, wächst die dunkle Seite in ihr und damit auch ihre Macht immer weiter an. Gleichzeitig beginnt der Erste Inquisitor eine gnadenlose Jagd auf alle Malfettos, bis schließlich die Welt um Adelina im Chaos versinkt. Werden die Dolche dem Inquisitor rechtzeitig Einhalt bieten können?

Kommentar:
„Young Elites – Die Gemeinschaft der Dolche“ ist der erste Band einer neuen Serie der Autorin der Legend-Trilogie. Diesmal ist die Geschichte in einer fiktiven Welt angesiedelt, die eher an das Mittelalter erinnert. Malfetto werden wie früher die Hexen auf Scheiterhaufen verbrannt, bis auf den Adel und den König leben die Menschen in Armut.

Am Anfang des Buches befindet sich eine Karte und gerade das Inselland Kenettra, wo die Geschichte spielt, fand ich mit seinen Wasserfällen, die vor der Küste in die Tiefe fallen, auf der Karte sehr interessant dargestellt. Leider werden die Länder in dem Buch so gut wie gar nicht beschrieben, nur auf die Stadt Estenzia, wo der größte Teil der Handlung spielt, wird näher eingegangen. Ich hoffe, dass sich das in den Folgebänden vielleicht noch ändert.

Der Gedanke, dass es eine Gruppe Begabter gibt, die übernatürliche Kräfte haben, hat mir gut gefallen und mich ein bisschen an die X-Men erinnert. Es gibt Begabte, die das Feuer oder den Wind kontrollieren können, andere können mit Tieren reden oder die Energien anderer Menschen erkennen. Ich hatte erwartet, dass das Buch mehr auf die Gemeinschaft der Dolche eingeht und der Leser mehr über die Begabten erfährt. Da die Geschichte aber aus der Sicht von Adelina erzählt wird und diese die meiste Zeit für sich bleibt, gibt es kaum Einblicke in das Leben der anderen. Die Charaktere bleiben nahezu alle blass, sie sind entweder misstrauisch, unsympathisch, grausam, mitleidig oder lächeln ab und an freundlich. Die einzige, die ich wirklich mochte, war Gemma. Auch Enzo, in den sich Adelina verliebt, bleibt farblos und unscheinbar, sodass die angehende Liebesgeschichte aus meiner Sicht überhaupt nicht funktionierte. Die fehlende Charakterzeichnung empfand ich als die stärkste Schwäche des Buches.

Auch mit der Progatonistin habe ich mich schwer getan. Einerseits fand ich Adelina sympathisch und interessant, ich konnte nachvollziehen, woher all ihre Wut und Furcht stammt, die sich in ihr aufgestaut hat. Auf der anderen Seite hat sie aber einen grausamen Zug. Es gefällt ihr, Macht über andere zu haben, sie erfreut sich am Schmerz anderer, nährt sich von deren Wut und Furcht und stellt sich gern vor, ihr Gegenüber zu quälen, wenn derjenige etwas sagt, was ihr nicht passt. Im Laufe der Geschichte findet sie auch heraus, dass sie andere Menschen nicht nur in ihren Gedanken gern Schmerz zufügt. Die Autorin hat in ihrer Danksagung geschrieben, dass sie eine Schurkin als Progatonistin haben wollte, keinen Helden. Es gibt viele charismatische Schurken, von denen eine Geschichte leben kann. Das war hier nicht immer der Fall. Ich konnte mich mit Adelinas dunkler Seite nicht anfreunden.

Insgesamt sucht der Leser edle Motive in diesem Buch vergebens. Der König, die Königin und der Inquisitor wollen ebenso wie die Dolche oder Adelina nur Macht haben. Die Macht wird mit Mord als Mittel zum Zweck umgesetzt. Die Dolche unterscheiden sich da nicht von denjenigen, die sie stürzen wollen. In dem Buch geht es um Ausgrenzung, um die Angst und Vorurteile der Menschen. Leider zeigt die Autorin als Lösung nicht den Weg des Dialogs. Die Dolche morden ebenso, um an ihre Ziele zu kommen und die Malfettos zurück in die Mitte der Gesellschaft zu führen. Ein von den Dolchen zum König erhobener Malfetto würde das Land wahrscheinlich nicht besser führen als es von dem unfähigen König geführt wird. Daher habe ich auch nicht mitgefiebert, ob sie ihr Ziel erreichen oder nicht, wie ich es normalerweise tue.

Während die Geschichte aus der Sicht Adelinas erzählt wird, gibt es einige wenige, kurze Kapitel, in denen der Leser Einblicke in die Beweggründe anderer Charaktere erhält. Das hat mir gefallen, auch wenn an einer Stelle dadurch Spannung weggenommen wurde, da Adelina das, was der Leser dort erfährt, erst sehr viel später entdeckt.

Die Geschichte als solche ist dagegen sehr spannend. Ich konnte das Buch eigentlich nicht mehr zur Seite legen, weil ich wissen wollte, wie es mit Adelina und den Dolchen weitergeht. Die Autorin hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf und konzentriert sich allein auf die Handlung. Wie oben beschrieben kommt dadurch einiges zu kurz, aber es gibt der Geschichte auch ein Tempo, das mir sehr gut gefallen hat. Das Ende hat mich teilweise überrascht, da ich mit der einen Wendung überhaupt nicht gerechnet habe. Die Geschichte endet spannend, sodass ich trotz aller eben genannter Kritikpunkte schon sehr neugierig auf den nächsten Teil bin.

Fazit:
Spannende Jugendfantasy mit einer irgendwie dann doch sympathischen Antiheldin, die das Böse in ihrem Herzen begrüßt. Auch wenn mir in dem Buch oftmals die Tiefe bei den Charakteren gefehlt hat, freue ich mich auf den zweiten Teil.
 


Mehr Rezensionen von NannyOgg