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Joseph, Allison

Die Lebendigen und die Toten


 
»Die Lebendigen und die Toten« von Joseph, Allison


Besprochen von:
 
Markus M. Korb
Deine Wertung:
(3)

 
 
Spätestens seit Agatha Christie ist bekannt, dass Frauen als Detektive, anders als ihre männlichen Kollegen an die Kriminalfälle herangehen. Weibliche Intuition gepaart mit eiskalter Logik ist eine Waffe, der kein Verbrecher gewachsen scheint. Kommt noch dazu, dass die Frau eine katholische Ordensschwester ist, gewinnt der Fall schnell religiöse Tiefen.
So ist das auch bei Allison Josephs „Die Lebendigen und die Toten“.
Als ein Mädchen aus einem Wohnheim für soziale Notfälle ausreißt, ruft das die betreuende Schwester Agnes auf den Plan. Schnell erkennt sie, dass die Ausreißerin bei einer militanten Gruppe von Autobahngegnern untergetaucht ist, die sich in einem Wald verschanzt haben. Die Nonne sucht das Waldlager auf und wird Zeuge eines Mordes an einem anderen Mädchen. In der Nähe des Tatorts finden sich Hufspuren und eine geheimnisvolle Reiterin im viktorianischen Kostüm hetzt durch die Nacht. Ist der Geist der früheren Landbesitzerin wieder im Wald aufgetaucht?
Und welche Rolle spielt der Einsiedler Bill, der in der Nähe der Autobahngegner sein Lager hat, ärmlich lebt und doch teuren Malt Whiskey trinkt? Wer interessiert sich für die neuangelegte Mineralbrunnenanlage und torpediert sie mit Anschlägen? Wieso hat sich die Tote vor wenigen Wochen einer obskuren Heilssekte angeschlossen, deren Pastor den Satan als Mörder des Mädchens ansieht?
Schwester Agnes hat alle Hände voll zu tun, um all die Knoten zu lösen und den Fall zu entwirren, wobei sich ihre religiösen Zweifel verdichten und zusätzliche Schwierigkeiten bringen.
Allison Josephs Roman „Die Lebendigen und die Toten“ stürzt den Leser in ein scheinbar zusammenhangsloses Gewirr von Beziehungen. Der Beginn gerät dabei furios, doch in der Mitte des Textes lässt die Autorin den Leser im Stich und verliert sich zu sehr in den Zweifeln der Heldin, die ihr keine Chance zur Lösung des Falles anzubieten scheinen. Zwar wird dies später aufgeklärt, doch ist dies zu einem Zeitpunkt der Fall, als schon die meisten Leser das Werk entnervt aus der Hand gelegt haben werden. Doch das Durchhalten lohnt sich!
Am Ende wird aus dem Detektivroman fast noch ein Actionthriller mit Waffengewalt, Geiselnahme und religiösem Fanatismus.
Der Stil des Romans „Die Lebendigen und die Toten“ ist gefällig. Der Text liest sich schnell und besitzt kaum Verstehensprobleme, was dem Tempo zuträglich ist. Leider ist der Spannungsbogen nicht konsequent durchgehalten worden, so dass die eigentliche Stärke der Autorin - die Schilderung innerer Zustände der Hauptperson - nicht ganz greifen kann. Wer schnelles Lesefutter abseits der Phantastik sucht, wird jedoch gut bedient.

Meine Wertung: 6 von 10 Sternen
 


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