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Furey, Maggie

Bibliothek der Phantastischen Literatur: Der Schattenbund
Das Herz von Myrial

  • Autor:Furey, Maggie
  • Titel: Das Herz von Myrial
  • Serie:Bibliothek der Phantastischen Literatur: Der Schattenbund
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Hardcover
  • Verlag:Lübbe
  • Datum:00 -
  • Preis:26.90 DM

 
»Das Herz von Myrial« (Bibliothek der Phantastischen Literatur: Der Schattenbund) von Furey, Maggie


Besprochen von:
 
Thomas Troegel
Deine Wertung:
(4.5)

 
 
"Das Herz von Myrial" ist der erste Band der mehrteiligen Serie
"Der Schattenbund" von Maggie Furey. Die Autorin eroberte
die Herzen vieler Fantasy-Fans vor einigen Jahren mit der furiosen Tetralogie
"Die Artefakte der Macht", die ebenfalls bei Bastei Lübbe
editiert wurden. Schon ihr erster Roman "Aurian" verdeutlichte
das unglaublich große Potenzial dieser bemerkenswerten Autorin, die
im Nordosten Englands geboren wurde. Heute ist sie als Lehrer in Dublin
tätig und bespricht unter anderem Bücher für BBC Radio Newcastle.
Weniger überzeugend war ihr Kurzroman "Hexenkünste"
in dem Band "The Web", der ebenfalls bei Bastei erschienen ist.
Allerdings ist hierbei zu beachten, dass die Leserzielgruppe eher Jugendliche
im Alter von 10 bis 14 Jahren gewesen waren.
Der vielschichtige erste Teil, dessen Handlungsbogen sich über nur
ca. 2 Tage erstreckt, beginnt mit der jungen Veldan, deren Gesicht durch
eine große Narbe entstellt ist und dem Feuerdrachen Kazairl. Gemeinsam
mit dem Drachen und Seher Aethon versuchen sie das Land Gendival zu erreichen,
wo der rätselhafte Schattenbund mit den Wissenshütern seinen Sitz
hat. Doch das monatelange schlechte Wetter in Callisiora verursacht im Gebirge
eine fast tödliche Katastrophe für die drei. Gleichzeitig wird
dem diktatorischen Herrscher Zavhal dieses Landes klar, dass sein Zeit abläuft,
da sich sein Gott Myrial von ihm abgewendet zu haben scheint. Er bekommt
in einem seltsamen Raum keinen Kontakt zu ihm und so droht ihm das Schicksal,
dass er am Tag des Großen Opfers verbrannt wird.
Er ahnt nicht, dass dieser Prozess durch den zwielichtigen und fast unantastbaren
Hauptmann Blank forciert wird. Zur selben Zeit wird eine arme Familie durch
die Schergen der reichen Händlerin Seriema um ihr Obdach gebracht.
Die Tochter wird vergewaltigt und nur das Eingreifen des loyalen Leutnants
Galveron wird das Leid etwas gemildert. Im Verlauf des Romans zeigt sich
die Bedeutung bestimmter Familienmitglieder für die weitere Handlung,
so z. B. die der Schmiedin Agella und deren scheinbar nutzloser Neffe Scall.


Der Schattenbund unter dem Vorsitz des Archimandriten Cergorn ahnt schon
länger von großen Gefahren, die der Welt mit den rätselhaften
Schleierwänden droht. Diese Schleierwände trennten die verschiedensten
Reiche und Wesen dauerhaft voneinander. Doch werden diese Absperrungen durchlässig
und gefährliche Vermischungen bahnen sich an. Keiner kennt die Ursache
für dies Entwicklung und deswegen ist gerade der Seher Aethon so wichtig.
Die bizarren Mitglieder des Schattenbundes halten sich für die Hüter
des Wissens. Ihnen ist bekannt das die jetzige Welt von den sogenannten
Alten geschaffen wurde, doch warum und wieso diese verschwanden und wie
sie selbst das verlorene Wissen zurückerlangen können, ist den
Hütern des Wissens bisher nicht klar. Allerdings geben sie ihr Wissen
nicht weiter, um die Stabilität der Welt zu erhalten. Aus diesem Grund
wurde vor langer Zeit der Wissenshüter Amaurn, für derartige Ideen
zum Tode verurteilt, doch dieser konnte fliehen. Wenig überraschend
und glücklicherweise schnell wird deutlich, dass Blank niemand anderes
als jener Wissenshüter ist. Doch nun plant er große Eroberungen
und Veränderungen.
Veldan und Kazairl werden durch die alte Kriegerin Toulac gerettet und müssen
kurz darauf vor Blank fliehen, doch sie haben erfahren, dass sich Aethon
in den Körper von Zavhal retten konnte. Das zwingt sie, Zavhal aus
den Händen von Blank zu retten, um so Aethon helfen zu können.
Gleichzeitig soll Hilfe durch Elion kommen, der kaum Freundschaft zu Veldan
hegt und die Luftgeistlady Thirishi. Diese sowie Aethon haben herausbekommen,
wer Blank ist, doch Thirishi begeht einen verhängnisvollen Fehler und
Blank scheint sich zum großen Gewinner zu entwickeln. Ein Traum von
Zavhal enthüllt Aethon eines der größten Mysterien seiner
Welt. Doch was kann es ihm noch nützen?

Weitere Stränge, verdeutlichen Intrigen und Mord im Heiligen Bezirk,
zeigen das Schicksal des Händlerkindes Annas sowie das Leben im Hause
der Seriema, deren Besitzerin plötzlich mit diesem Kind konfrontiert
wird. Als Seriema ermordet werden soll, wird sie durch eine ehemalige Hure
und dem Diener von Seriema gerettet. Da tauchen auch noch der Vater von
Annas und Scall auf und neue Gruppen formieren sich.
Und plötzlich erscheinen bei der Zeremonie des Großen Opfers
die Ak'zahar, fliegende vampirartige Wesen aus einer Welt jenseits einer
Schleierwand, im Tempelbezirk. Es kommt zu einem furchtbaren Blutbad. In
diesen Wirren kann der Herrscher Zavhal und somit auch Aethon dem Feuertod
entrissen werden. Im Kampf geschieht ein weiteres Unglück, das auch
Hauptmann Blank betrifft, denn der Ring, der den Zugang zum Herzen von Myrial
ermöglicht, wird geraubt. Um für sich zu retten, was noch zu
retten ist, machen Blank und weitere Soldaten trotz der Gefahr vom Himmel
Jagd auf die Flüchtenden. In der Einheit von Blank ist Elion, der seine
Kameraden telepathisch vor Blanks Plan warnt.
Im Tempelbezirk geling es Leutnant Galveron und der Schmiedin Agella wenigstens
eine Teil der Menschen vor den furchtbaren Ak'zahar für den Moment
zu retten.
Die relativ vielen Handlungsfäden, von denen ein paar in der Rezension
nicht berücksichtigt wurden, die aber fast alle sehr schnell miteinander
verknüpft werden, lesen sich hervorragend und liefern einen überragenden
Einblick in eine unglaublich fantastische Welt, von welcher der Leser im
ersten Band nur Teile erahnen kann. Die Handlungsträger kann man sich
größtenteils plastisch vorstellen und Maggie Furey gelingt es,
den Leser mit den Helden und Gegenspielern mitleiden zu lassen. Auch sind
Personen wie Blank und Zavhal nicht durch und durch schlecht. So spielt
für Zavhals Verhalten sein Leben als Kind eine entscheidende Rolle.
Und dem Leser stellt sich die Frage, ob alle Ziele von Blank kategorisch
zu verurteilen sind. Darf der Schattenbund, auf den die Autorin hoffentlich
noch intensiver eingeht, wirklich das bisher gesammelte Wissen den Völkern
weiter vorenthalten?
Obwohl Furey mehrere Handlungen zusammenführte und Teile sogar abschloss,
bleiben selbstverständlich viel Fragen unbeantwortet. Dazu zählen
unter anderen sicher das Rätsel des Rings, den die Ak'zahar entwendeten,
die Rettung Aethons, das weitere Wirken des Schattenbundes, die Frage nach
den Alten und natürlich die Suche nach der Ursache für den Zusammenbruch
der Schleierwände. Schon jetzt kann man davon ausgehen, dass nicht
alles im zweiten Teil geklärt werden kann. Leider wird der Leser auf
die Fortsetzung sicher noch eine Weile warten müssen, denn laut amazon.com
ist Band 2 mit dem Titel "Spirit Of The Stone" erst im Juni dieses
Jahres veröffentlicht worden.

Um sich diese Welt noch besser vorstellen zu können, wäre
eine Karte sehr angenehm gewesen. Doch möglicherweise ist die für
den Band 1 nicht beabsichtigt gewesen, da viele Gebiete der Welt nicht oder
nur sehr wenig vorgestellt wurden. Man kann also vielleicht auf ein solches
Teil noch hoffen.
Dieses sehr gelungene Buch wurde in der attraktiven "Bibliothek der
Phantastischen Literatur" herausgegeben, die bekanntlich der Nachfolger
der von dem Rezensenten so geschätzten Paperback-Reihe wurde. Für
diese Bibliothek spricht der ansprechende Einband und die Fadenheftung.
Nur das Papier bereitet etwas Kummer. Da war die Paperbackreihe Spitze.

Ärgerlich ist der Umstand, dass viele Silbentrennungen mitten in den
Zeilen auftauchen. Das sollte beim nächsten Band vermieden werden.
Für das Fortschreiten der Handlung bleibt zu hoffen, dass sich Maggie
Furey nicht in jedem Band auf nur 2 bis 3 Tage beschränkt. Man möchte
schließlich eine Entwicklung der Handelnden erleben. Und es ist zu
wünschen, dass Frau Furey den Lesern nicht die anderen Teilwelten
vorenthält. Doch da ist der Rezensent optimistisch.

Es steht außer Frage, dass Maggie Furey mit "Das Herz von
Myrial" die Fantasy nicht neu erfunden hat. Vieles hat es irgendwie
schon einmal gegeben. Doch wie sie es geschrieben hat, das kann wirklich
begeistern. Dieses Werk ist beispielsweise für Fans von Tad Williams
und Dave Duncan unbedingt zu empfehlen.

Für den hervorragenden Roman wird eine 9+ vergeben.
 


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